Rubrik: Strategie
Strategie Teil 3 - Optionshandel: So steuerst du Risiko & Rendite, um dein Ziel zu erreichen
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Cashflow mit Optionen Strategie Teil 3: Optionshandel
(Bild: Pixabay, Author: Csaba Nagy. Bild wurde weiter bearbeitet.)
Das Wichtigste in Kürze
In den ersten beiden Teilen der Strategie haben wir bereits Folgendes festgelegt:
- wieviel Kapital wir einsetzen können und wollen (siehe hier);
- welche Risikotoleranz wir als Anleger haben, und welche Zielrendite wir dementsprechend verfolgen (siehe hier);
- welche Prämienrendite wir mit jeder Option mindestens erreichen sollten, um in Summe unsere Zielrendite zu erreichen (siehe hier);
- welche Aktien wir bereit sind bis zu einem bestimmten Kurs zu kaufen, und warum – diese haben wir in einer Watch-List zusammengetragen (siehe hier).
Damit können wir nun zum eigentlichen Kerngeschäft der Cashflow mit Optionen-Strategie vordringen: dem Verkaufen von Optionen. Optionen zeichnen sich neben ihrem Basiswert (der Aktie) durch drei weitere Merkmale aus: dem Basispreis, der Laufzeit und der Prämie. Falls du mit der Funktionsweise von Optionen noch nicht sehr vertraut bist, empfehle ich dir die Beiträge der Rubrik Wissen. Dort lernst du schnell und kompakt, was du über Optionen wissen musst, um als Cashflow-Stillhalter durchzustarten.
Dieser dritte Teil der Strategie befasst sich mit den Regeln, nach welchen wir Basispreis, Laufzeit und Prämie aussuchen, um durch den Verkauf von Optionen bei kontrolliertem Risiko die gewünschte Zielrendite mit möglichst hoher Wahrscheinlichkeit zu erreichen. Außerdem schauen wir uns an, wann und wie wir Optionen handeln, und wie wir damit umgehen können, wenn unsere Aktien einmal tief ins Minus rutschen.
Wie immer zunächst das Wichtigste in Kürze:
- Mit der Auswahl der Optionen legt der Stillhalter sein Risiko und seine Rendite fest. Hier erfährst du die 9 Grundsätze der Cashflow mit Optionen-Strategie, um bei kontrolliertem Risiko deine Zielrendite zu erreichen.
- Wann man Optionen verkauft hat eine große Auswirkung auf die Prämienrendite. Handelt man kurze Optionslaufzeiten, sollten Cash-Secured Puts an Tagen verkauft werden, an denen der Aktienkurs fällt, und Covered Calls an Tagen, an denen er steigt.
- Verluste werden nur im Ausnahmenfall realisiert, und zwar dann, wenn sich die fundamentale Einstellung zu einem Unternehmen geändert hat. Ansonsten wird der vorzeitige Rückkauf von Optionen oder Verkauf von Aktien mit Verlusten ausgeschlossen.
- Rutscht eine Aktie stark ins Minus, ohne dass sich die Geschäftsaussichten des Unternehmens geändert haben, kann man eine „Rettungsaktion“ fahren. Dadurch verdient man weiter Geld, und kommt schneller wieder aus der Position raus.
Kriterien für die Auswahl von Put- und Call-Optionen
Schauen wir uns zunächst an, nach welchen Kriterien wir die Optionen auswählen, die wir verkaufen. Unser Ziel ist es dabei, die Wahrscheinlichkeit zu maximieren, dass wir unsere Zielrendite erreichen, während wir Risiken so gut es geht kontrollieren.
Da bei Cashflow mit Optionen das Risiko im Wesentlichen im langfristigen Wertverlust der Aktien liegt, ist die in Teil 2 der Strategie besprochene Aktienauswahl der wichtigste Bestandteil des Risikomanagements. Dennoch kann man auch durch die Wahl der Option das eingegangene Risiko im Verhältnis zur angepeilten Rendite so gering wie möglich halten. Darauf gehen wir gleich detailliert ein.
Die Zielrendite muss natürlich dem persönlichen Risikoprofil angemessen sein. Wer eine sehr geringe Risikotoleranz hat, wird enttäuscht sein, wenn er zugleich hohe Renditeerwartungen mitbringt. In Teil 1 der Strategie hatte ich im Rahmen der Bestimmung des persönlichen Risiko-Rendite Profils bereits erläutert, welche Renditen meines Wissens je nach Risikoansatz realistisch sind. Natürlich gibt es dafür keine Garantie. Einzelne Fehlgriffe bei der Aktienauswahl können die erzielte Rendite deutlich belasten.
Nachfolgend gehen wir auf folgende Fragen ein:
- Wo sehe ich, welche Put- und Call-Optionen ich handeln kann?
- Wie bestimme ich, welche Put-Option ich verkaufen soll?
- Wie bestimme ich, welche Call-Option ich verkaufen soll?
Wo sehe ich, welche Put- und Call-Optionen ich handeln kann?
Bevor wir uns darüber Gedanken machen, welchen Put oder Call wir verkaufen sollen, schauen wir uns kurz an, wo wir überhaupt sehen können, welche Optionen zur Verfügung stehen.
Wir finden alle für eine bestimmte Aktie verfügbaren Optionen in einer sogenannten Option Chain (zu dt. Optionskette). Unten ist ein Beispiel aus der Traders Workstation, der Trading-Plattform von Interactive Brokers, die man kostenlos downloaden kann, wenn man bei einem der verwandten Broker ein Konto eröffnet. Solange man nicht handeln möchte, kann man sich Option Chains auch Online anzeigen lassen, zum Beispiel unter nasdaq.com.
Option Chain, DraftKings (DKNG), Stand 3. November ca. 19h
(Quelle: eigener Screenshot aus der Trader’s Workstation, CapTrader)
Oben links (Punkt 1) kann man den Ticker der gewünschten Aktie auswählen. Daraufhin zeigen sich für die gewählte Aktie die verfügbaren Laufzeiten auf verschiedenen Tabs (Punkt 2): da heute der 3. November ist, und es für DKNG Weeklys gibt, sind die kommenden 4 Laufzeiten die nächsten 4 Freitage, beginnend mit übermorgen, dem 5. November. Für den Screenshot habe ich die Option Chain vom 12. November gewählt.
Für dieses Datum werden darunter tabellarisch die verfügbaren Basispreise (Strikes) angezeigt (Punkt 3). In der Abbildung sind nur 10 Strikes rund um den aktuellen Kurs von ca. $47 zu sehen. Am Bildschirm kann man sich natürlich alle anzeigen lassen, inklusive der, welche momentan aufgrund mangelnder Käufer nicht gehandelt werden (zu weit Out of the Money).
In dieser Ansicht werden Call Optionen links und Put Optionen rechts angezeigt. Die Spalten BID (Kaufpreis) und ASK (Verkaufspreis) zeigen an, welche Prämien (pro Aktie) aktuell für die jeweilige Option gehandelt werden. Auf die weiteren Spalten gehe ich an späterer Stelle ein.
Fazit: Mithilfe einer Option Chain kann man schnell erkennen, welche Optionen man für eine beliebige Aktie handeln kann: Laufzeit, Basispreis und Optionsprämien sind auf einen Blick ersichtlich.
Wie bestimme ich, welche Put-Option ich verkaufen soll?
Bei der Wahl einer Put-Option müssen wir folgende Entscheidungen treffen:
- Auf welche Aktie schreiben wir einen Put?
- Zu welchem Basispreis?
- Mit welcher Laufzeit?
- Für welche Prämie?
- Wie viele Put-Optionen sollen wir schreiben?
Schauen wir uns an, worauf es bei jeder dieser Entscheidungen ankommt.
» Die Aktie: fundamental solide + kurzfristige Risikofaktoren meiden
Wir wissen bereits, auf welche Aktien wir Optionen schreiben wollen: diese sind in unserer Watch-List aufgeführt, die wir regelmäßig (mindestens quartalsweise) auf einem aktuellen Stand halten.
Indem wir ausschließlich Put-Optionen auf Aktien verkaufen, mit denen wir uns im Vorfeld ausreichend befasst haben, minimieren wir das Risiko, das mit spontanen Bauchentscheidungen einhergeht: nämlich, dass wir eine Aktie in unser Depot zu einem Preis eingebucht bekommen, die wir eigentlich nach näherer Betrachtung gar nicht haben wollten. Genau das ist nämlich ein häufiger Grund, weshalb Anleger Verluste aus dem Verkauf von Aktien realisieren: sie hatten von vornherein keine starke Überzeugung, und sobald der Kurs fällt, überwiegen die Zweifel.
Ganz alleine reicht die Vorauswahl von soliden Aktien mit langfristigem Kurssteigerungspotenzial jedoch nicht aus. Kurzfristig spielen auch andere Risikofaktoren, wie das Anstehen von Quartalsergebnissen oder anderen maßgeblichen Informationen, eine wichtige Rolle. Man kann plötzliche Kursabstürze einzelner Aktien nie ausschließen, aber man kann als Stillhalter die Wahrscheinlichkeit verringern, dass sie stattfinden, während man einen Put short hält.
Daraus ergibt sich ein weiterer wichtiger Handelsgrundsatz für den Cashflow-Stillhalter: verkaufe nie einen Put, während dessen Laufzeit ein bekanntes Ereignis stattfindet, das den Aktienkurs unberechenbar beeinflussen könnte.
Das gängigste Beispiel eines solchen Ereignisses ist die Verkündung der Quartalsergebnisse. Es gibt aber auch andere, die weniger regelmäßig auftreten: Investor Day Veranstaltung (oft jährlich oder alle paar Jahre), ausstehende relevante Gerichtsentscheidungen, Vergabe von Großaufträgen bei Versteigerungen, etc..
» Der Basispreis: Delta & Charttechnik zur Risikobegrenzung heranziehen
Man sollte das Ziel von Cashflow mit Optionen nicht aus den Augen verlieren: während es Teil der Strategie ist, Aktien gelegentlich zu erwerben, ist der Erwerb dennoch nicht das Ziel. Dementsprechend sollte man den Basispreis so wählen, dass bei ausreichender Rendite die Wahrscheinlichkeit einer Zuweisung möglichst gering ist.
Im Beitrag über die Options-Griechen habe ich ausführlich über die Eigenschaften von Delta gesprochen. Insbesondere ermöglicht die Kennzahl schnell zu überschlagen, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Option am Ende der Laufzeit im Geld steht. Bei einem Put zeigt Delta also, mit ungefähr welcher Wahrscheinlichkeit man die Aktien kaufen muss.
Zur Erinnerung: das Delta eines Puts liegt zwischen 0 und -1. Die Wahrscheinlichkeit in % entspricht dem absoluten Wert von Delta x 100. So entspricht ein Delta von -0,20 einer Wahrscheinlichkeit von |-0,20|x100 = 20%. Verkaufe ich vier verschiedene Puts mit diesem Delta würde ich statistisch gesehen bei einem davon die Aktien kaufen.
Je nach Volatilität der Aktie ist die Prämienrendite, die man bei einem bestimmten Delta bekommt, sehr unterschiedlich. Daher müssen Renditeerwartungen auch dem Risikoansatz entsprechen: wer wenig volatile Aktien handelt, darf keine besonders hohen Renditen erwarten.
Im Sinne einer balancierten Risikoabwägung zielt Cashflow mit Optionen darauf ab, die gewünschte Prämienrendite bei einem Delta von -0,1 bis -0,3 zu erreichen.
Ist die Prämie in diesem Bereich zu gering, fehlt es (aktuell) an Volatilität. Es macht jedoch meistens keinen Sinn, das Risiko einer Aktienzuweisung durch einen höheren Basispreis zu erhöhen, nur um die gewünschte Rendite zu erreichen.
Gleichzeitig spielt bei der Wahl des Basispreises auch die Charttechnik eine Rolle. Aber keine Angst: es bedarf hier keines Expertenwissens! Es geht lediglich darum, relevante Support-Level zu erkennen, und basierend darauf mögliche Kursrisiken abzuschätzen. Nehmen wir nochmal das Beispiel von DraftKings. Unten ist ein Jahreschart abgebildet.
Support-Level Analyse DKNG, 12 Monats-Chart, Stand 3. November 2021
(Quelle: eigener Screenshot aus der Trader’s Workstation, CapTrader)
Aus dem Chart wird klar ersichtlich, dass es im vergangenen Jahr verschiedene Support Levels gab, auch wenn der Kurs insgesamt deutlich geschwankt hat. Es gibt Support bei $47 (dort steht die Aktie aktuell wieder) und bei $42,50. Außerdem ergeben die Unterpunkte einen Aufwärtstrend, der zusätzlichen Support bei $47 gibt.
Damit wäre charttechnisch ein Put im Bereich von $42-44 aus Risikoaspekten derzeit ein guter Trade, denn der Kurs müsste den starken Support bei $47 brechen, und hätte dann als nächstes erneuten Support rund um $42,50. Das reduziert das Risiko eines erheblichen Kurssturzes, zumindest auf kurze Sicht.
Außerdem liegt gemäß der Option Chain das Delta für diese Kursspanne im gewünschten Rahmen: die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Aktien am Ende der Laufzeit kaufen müssen, liegt im Bereich von ca. 10 bis 26% für einen Strike zwischen $41 und $44, wie folgende Abbildung veranschaulicht.
Put-Deltas für verschiedene Strikes (DKNG Laufzeit 12. Nov, Stand 3. Nov 19h)
(Quelle: eigener Screenshot aus der Trader’s Workstation, CapTrader)
Dann steht einem Put ja nicht mehr im Weg, oder? Leider doch: denn zufällig gibt DKNG in zwei Tagen die Quartalsergebnisse für das 3. Quartal 2021 bekannt. Das ist ein erheblicher Risikofaktor, der unabhängig von Support-Leveln einen abrupten Kurssturz verursachen könnte. Wie oben bereits geschrieben ist in diesem Fall daher zum jetzigen Zeitpunkt von einem Put abzusehen.
Wenn der Kurs allerdings nach den Earnings in diesem Bereich bleibt, steht einem Put nichts im Wege, solange die Rendite stimmt (dazu gleich mehr). Das alles unterliegt natürlich der Annahme, dass DKNG auf unserer Watch-List steht, und damit auch aus fundamentalen Aspekten als Herz und Nieren geprüft wurde.
» Die Laufzeit: idealerweise 1-2 Wochen – maximal 30 Tage
Wie wir bereits in Teil 2 – Aktienauswahl besprochen haben, sind Optionen mit wöchentlichen Laufzeiten vor allem aufgrund ihrer höheren Flexibilität zu bevorzugen. Man kann gezielter Ereignisse wie Quartalsergebnisse umgehen, und trägt ein geringeres Risiko im Hinblick auf starke Kursschwankungen.
Handelt man Weeklys, sollte man in der Regel einen der kommenden zwei Termine handeln. Sprich: wenn heute Montag ist, sollte meine Option entweder diesen oder kommenden Freitag verfallen. Teilweise lässt sich noch innerhalb der gleichen Woche ausreichend Prämienrendite verdienen, teilweise reicht die Volatilität nicht aus oder die Transaktionskosten sind im Verhältnis zur Prämie zu groß. Dann weicht man auf den nächstmöglichen Termin aus.
Natürlich kann man Cashflow mit Optionen auch mit regulären monatlichen Optionen handeln. In diesem Fall sollte man das nächstmögliche Verfallsdatum handeln (also maximal einen Monat in der Zukunft). Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass kein besonderes Ereignis ansteht.
Ich werde öfter gefragt, ob man denn nicht auch längere Zeiträume handeln kann. Ehrlich gesagt, ich habe es nicht ausprobiert, könnte mir aber gut vorstellen, dass andere Stillhalter-Strategien, die mit dem vorzeitigen Rückkauf von Optionen arbeiten, dafür effektiver sind.
» Die Prämie: immer auf minimale Prämienrendite achten
Die Prämienrendite jeder einzelnen Option ist der wichtigste Leitindikator (Leading Indicator) für die langfristige Erreichung der Zielrendite.
Um die gewünschte Zielrendite mit höchstmöglicher Wahrscheinlichkeit zu erreichen, sind zwei Faktoren entscheidend:
- Konsequentes Risikomanagement durch Einhaltung der zuvor genannten Handelsregeln, insbesondere hinsichtlich der Auswahl der Aktie und des Basispreises.
- Minimale Prämienrendite muss beim Verkauf jeder einzelnen Option erreicht werden.
Das Thema Risikomanagement haben wir bereits ausführlich besprochen. Schauen wir uns nun das Thema Rendite noch einmal genauer an. Wie zuvor erwähnt, ist die Prämienrendite die auf ein Jahr hochgerechnete Rendite aus dem Verkauf einer Option, abzüglich Gebühren:
Prämienrendite = (Prämie – Gebühren) / Laufzeit (Tage) x 360 / Kapitaleinsatz
Die Zielrendite hingegen ist die tatsächlich erzielte Jahresrendite auf das eingesetzte Kapital, ebenfalls abzüglich Gebühren:
Zielrendite = (Gewinne – Verluste – Gebühren)[pro Jahr] / Kapitaleinsatz
Auch wenn sich darüber streiten lässt, nutze ich für die Berechnung der Jahresrendite nur realisierte Gewinne und Verluste, da es mir im Rahmen einer Stillhalter-Strategie auf die langfristige Cashflow-Rendite ankommt. Vorübergehende Schwankungen der Aktienwerte interessieren mich in dieser Betrachtung nicht, solange sie sich nicht negativ auf meine Fähigkeit auswirken, meine Cashflow-Zielrendite möglichst konstant und zuverlässig zu erreichen.
Um am Ende des Jahres die Zielrendite zu erreichen, muss die Prämienrendite immer höher sein. Das liegt daran, dass man nicht zu jeder Zeit auf jeden Dollar Kapital eine Option ausstehen hat.
Die häufigsten Gründe, warum meistens ein Teil des Kapitals nicht arbeitet, sind:
- Aktuelle Marktlage oder Kurssituation der Aktien auf unserer Watch-List eignet sich vorübergehend nicht für Puts → ein Teil des Kapitals wird Cash gehalten, welches vorübergehend keine Rendite erzielt (bzw. bei entsprechender Zinslage im Broker-Account verzinst wird)
- Zugewiesene Aktien fallen im Kurs so weit, dass man mit Calls keine ausreichende Prämienrendite erzielen kann → ein Teil des Kapitals wird in Aktien gehalten, auf welche vorübergehend keine Rendite erzielt wird (bei Dividendenaktien erhält man oft quartalsweise entsprechende Ausschüttungen)
- Urlaub! … auch wenn man etwas vorarbeiten kann und es eigentlich auch ganz easy über eine Handy App vom Strand aus geht: vielleicht willst du oder deine Lieben auch mal eine richtige Auszeit!
Wie weit die Prämienrendite über der Zielrendite liegen muss, hängt davon ab, welcher Kapitalanteil durchschnittlich aus dem einen oder anderen Grund nicht arbeitet. Hier sollte jeder mit der Zeit seine eigenen Erfahrungen sammeln.
Als Daumenregel empfehle ich einen 2x Faktor, sprich:
Minimale Prämienrendite = 2 x Zielrendite
Damit erreicht man seine Zielrendite selbst dann, wenn im Schnitt die Hälfte des Kapitals nicht arbeitet.
Bei 6 Positionen im Portfolio dürften beispielsweise 3 davon im Schnitt „still liegen“. Das hat sich für mich in der Praxis als realistische Annahme erwiesen, wobei es je nach Marktphase mehr oder weniger sind.
Bei einer Zielrendite von 15% ergibt das eine minimale Prämienrendite in Höhe 30% (=2 x 15%). Eine solche Prämienrendite ist mit einem progressiven Risikoansatz durchaus realistisch (vorwiegender Handel mit volatilen Value-Aktien und Wachstumsaktien wie z.B. DBX, TSLA, CROX oder DDOG).
Im Umkehrschluss lässt sich auch ermitteln, welche Prämie/Aktie zur Erreichung der gewünschten Prämienrendite je nach Laufzeit und Basispreis einer Option erforderlich ist.
Folgende Tabelle stellt diese Kalkulation für eine Prämienrendite von 30% an, ausgehend von Gebühren pro Kontrakt in Höhe von $3,50 (eine gängige Gebühr bei deutschen Brokern wie z.B. CapTrader).
Mindestprämie pro Aktie für eine Prämienrendite von 30% je nach Laufzeit und Strike
(Quelle: eigene Tabelle)
In der Praxis ist eine solche Tabelle von großem Nutzen, denn man kann so schnell abschätzen, ob eine Option unsere Renditekriterien erfüllt. Wenn du Interesse hast, kannst du dir die entsprechende Excel-Tabelle hier kostenfrei und unverbindlich herunterladen.
Kommen wir zurück zum unserem DKNG Beispiel. Wir interessieren uns für die Strikes $41 bis $44, bei einer Restlaufzeit von 9 Tagen. Aus der obigen Tabelle ergibt sich, dass wir dafür eine Prämie von etwas über $0.34 pro Aktie kassieren müssen, um unsere minimale Prämienrendite zu erreichen.
Ein Blick auf die Option Chain zeigt, dass wir das spätestens mit dem 42er Put erreichen können, wobei wir je nach Risikoappetit auch noch höhere Renditen erzielen könnten. Der $43er Put zum Beispiel bietet fast die doppelte Mindestrendite, und liegt noch deutlich innerhalb unserer gewünschten Delta-Spanne von -0,1 bis -0,3.
Option Chain, Puts auf DraftKings (DKNG), Stand 3. November ca. 19h
(Quelle: eigener Screenshot aus der Trader’s Workstation, CapTrader)
Aber Vorsicht: wie zuvor erwähnt veröffentlicht DKNG am 5. November (in 2 Tagen) Quartalsergebnisse, was zu einer erhöhten IV (Impliziten Volatilität) führt.
Diese liegt aktuell bei knapp 68%, während sie in letzter Zeit eher im Bereich von 50% lag. Das deutet darauf hin, dass die Prämien aufgrund des Ereignis-gebundenen Risikos erhöht sind. Unter normalen Umständen wäre bei einer Aktie wie DKNG zu erwarten, dass eine Prämienrendite von 30% eher im Bereich eines Deltas von -0,2 erreicht werden könnte.
Damit noch ein Tipp: wenn die Prämienrendite (oder die IV, welche sich daraus ableitet) auf einmal höher ist, als normal, und du nicht weißt warum: finde es heraus, und zwar bevor du eine Option schreibst!
Wenn du keinen unternehmensspezifischen Grund finden kannst, prüfe, ob andere Unternehmen der gleichen Branche auch erhöhte IVs haben, oder ob der VIX2 vielleicht gerade nach oben geschossen ist.
Dein Ziel ist es, zu verstehen, welches Risiko Anleger dazu veranlasst, mehr Prämie zu zahlen, damit du entscheiden kannst, ob du dieses Risiko eingehen willst. Oftmals ist es allgemeines Branchen- oder Marktempfinden, was dich nicht weiter stören mag (im Gegenteil, in diesen Zeiten verdient es sich als Stillhalter am besten). Aber in dem einen oder anderen Fall stößt man so auf etwas Wichtiges, was man sonst übersehen hätte.
» Anzahl Optionen: maximale Positionsgröße nicht überschreiten
In Teil 1 der Strategie haben wir festgelegt, wieviel Kapital wir einsetzen wollen. In Teil 2 haben wir dann definiert, wie viele Positionen wir halten wollen, und damit, was unsere maximale Positionsgröße ist. Dadurch hat sich auch unser Maximalkurs ergeben, zu welchem wir Put-Optionen schreiben können.
Ist der Kurs einer Aktie allerdings deutlich unterhalb des Maximalkurses, stellt sich die Frage, ob man mehrere Optionen schreiben sollte. Das macht in aller Regel Sinn, denn wir wollen schließlich mit möglichst geringem Verwaltungsaufwand unser gesamtes Kapital arbeiten lassen.
Hat man beispielsweise eine maximale Positionsgröße von $5‘000, und schreibt Puts auf eine Aktie mit Basispreis $25, so könnte man erwägen, gleich 2 Puts zu schreiben: 2 x $25 x 100 = $5‘000.
Dabei sollte man seine vordefinierte maximale Positionsgröße nicht aus dem Auge verlieren, um stets eine ausreichende Diversifizierung zu gewährleisten. Eine gewisse Kulanz bei den Positionsgrößen ist aber in der Praxis erforderlich, denn es ist aufgrund der 100-Aktien Stückelung mit Optionen nicht möglich, alle Positionen genau gleich groß zu halten.
Lässt man sich z.B. 20% Spielraum bei der Positionsgröße, könnte man eine Option auf Aktie A zum Strike $40 schreiben, und zwei Optionen auf Aktie B zum Strike $30. Insgesamt hat man damit zwei Positionen von durchschnittlich $5’000, und keine wesentlichen Einbußen bei der Diversifizierung.
Ein Muss ist es natürlich nicht, mehrere Optionen auf dieselbe Aktie auf einmal zu schreiben. Man könnte im Beispiel auch nur eine Option mit Strike $25 schreiben, und dafür noch eine weitere Position mit einer anderen Aktie zu einem ähnlichen Strike eröffnen. Der Vorteil davon ist noch mehr Diversifizierung, der Nachteil ist ein bedeutend größerer Verwaltungsaufwand und eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass ein größerer Anteil des Kapitals nicht arbeitet. Das liegt daran, dass die Anzahl Aktien auf der Watch-List, für welche ein Put zu einem gegebenen Zeitpunkt alle Kriterien erfüllen, begrenzt ist.
6 Handelsgrundsätze für den Verkauf von Put-Optionen
- Verkaufe ausschließlich Puts auf Aktien, welche du auch als Investor zum Basispreis kaufen würdest.
Tipp: Nutze dazu deine vordefinierte Watch-List mit ca. 8-15 Aktien, je nach Portfoliogröße (siehe Teil 2 zur Aktienauswahl).
- Verkaufe keinen Put, wenn während der Optionslaufzeit besondere Ereignisse anstehen, wie zum Beispiel die Verkündung von Quartalsergebnissen.
Tipp: eine erhöhte IV (im Verhältnis zum historischen Schnitt) kann auf ein solches Ereignis bzw. besonderes Risiko hinweisen.
- Setze den Basispreis in der Nähe eines Support-Levels, idealerweise bei einem Delta von -0,1 bis -0,3. Er darf deinen Maximalkurs bzw. maximalen Kaufkurs nicht überschreiten.
Tipp: wenn das nächste Support-Level nicht weit entfernt ist, reduziert sich das Risiko einer starken Kurskorrektur noch mehr. Hinweis: der Maximalkurs und maximale Kaufkurs wurden in Teil 2 festlegt.
- Halte die Put-Laufzeiten kurz: maximal ein Monat, idealerweise 1-2 Wochen. Dadurch bleiben ereignisgetriebene Kursschwankungen überschaubarer.
Tipp: aus diesem Grund ist es vorteilhaft, Aktien zu handeln, für die es Weeklys gibt.
- Verkaufe ausschließlich Puts mit einer Prämienrendite, die mindestens doppelt so hoch wie deine Zielrendite ist.
Tipp: eine Hilfstabelle wie diese kann dir dabei behilflich sein, in Abhängigkeit der Restlaufzeit und des Kapitaleinsatzes schnell die Mindestprämie auszumachen.
- Schreibe nie mehr Put-Optionen auf eine Aktie, als es dir deine maximale Positionsgröße erlaubt.
Tipp: darüber hinaus solltest du auch vermeiden, gleichzeitig Puts auf Unternehmen derselben Branche zu schreiben, oder die anderweitig stark korrelieren.
Wie bestimme ich, welche Call-Option ich verkaufen soll?
Der zweite Schritt der Wheel Strategy ist der Verkauf von Call Optionen, nachdem man Aktien aus dem Verkauf von Put Optionen zugewiesen bekommen hat. Aufgrund des oben beschriebenen Risikoansatzes beim Schreiben von Puts bei einem Delta von ca. -0,2 kann man langfristig davon ausgehen, die Aktien in ungefähr 20% der Fälle zugewiesen zu bekommen. Je nach Marktphase können Aktienzuweisungen vorübergehend seltener (Aufwärtstrend) oder häufiger (Abwärtstrend) vorkommen. Das ist völlig in Ordnung und Teil der Strategie.
Wir haben nun unsere Wunschaktien zu unserem Wunschkurs, dem Basispreis, erworben. Das Risiko, dass der Kurs nun weiter fällt, war uns von vornherein bekannt. Dadurch entstehen uns unrealisierte Verluste, ähnlich wie im Depot eines Langzeitanlegers, wenn die gekauften Aktien ins Minus rutschen. Da wir allerdings von einer mittelfristig positiven Entwicklung der Aktie ausgehen, sollten wir uns dadurch nicht verrückt machen lassen. Unrealisierte Aktienverluste sind ein notwendiger Bestandteil der Cashflow mit Optionen-Strategie.
Wir sollten uns alleine darauf fokussieren, mit Call-Optionen weiterhin Prämien zu kassieren und damit Rendite zu erwirtschaften. Das ist unser Vorteil gegenüber einem reinen Aktieninvestor: wir verdienen (meist) auch Geld, während unsere Aktien im Minus stehen.
Bei der Wahl einer Covered Call-Option steht die Aktie per Definition bereits fest. Auch die Anzahl Kontrakte entspricht unserer Positionsgröße. Damit bleiben folgende Frage offen:
- Zu welchem Basispreis soll ich verkaufen?
- Mit welcher Laufzeit?
- Für welche Prämie?
» Der Basispreis: immer mindestens zum Aktienkaufpreis
Bei der Wahl des Strikes wissen wir aus der Wheel Strategy, dass dieser mindestens dem Aktienkaufpreis entsprechen sollte. Nur so vermeidet man Verluste aus Aktienveräußerungen, falls der Aktienkurs am Stichtag oberhalb des Strikes liegt. Das Delta spielt beim Call übrigens keine Rolle, da es hier nicht ums Risikomanagement geht. Gemäß der Strategie sind wir einverstanden, die Aktien bei steigenden Kursen wieder abzugeben.
Ob man einen Strike Preis oberhalb des Kaufpreises ansetzen sollte, hängt von der entsprechenden Prämienrendite ab. Für Call-Optionen gilt dieselbe minimale Prämienrendite, wie für Puts. In der Regel lohnt es sich, einen höheren Basispreis für den Call zu wählen, solange die erforderliche Prämienrendite erreicht wird. Damit eröffnet sich zusätzlich die Möglichkeit, die Gesamtrendite durch Aktienkursgewinne zu steigern.
Erreicht man selbst beim Basispreis = Kaufpreis nicht die minimale Prämienrendite, ist Geduld gefragt: abwarten, bis genügend Rendite vorhanden ist, zahlt sich auf Dauer aus. Es kann verführerisch sein, einfach trotzdem einen Call mit einer niedrigeren Prämienrendite zu schreiben. Aus eigener Erfahrung lohnt sich dieses Vorgehen aber langfristig nicht.
Klar wird es manchmal so sein, dass man in einer Woche ein bisschen statt gar nichts verdient. Oft wird es aber auch passieren, dass man in einem Call „gefangen“ ist, wenn der Kurs der Aktie plötzlich hochschießt. Damit verspielt man (in tendenziell steigenden Märkten) meiner Erfahrung nach mehr Rendite, als man durch zusätzliche kleine Gewinne hier und da gut macht.
Eine andere Frage, die mir in diesem Zusammenhang häufig gestellt wurde, ist, ob man denn nicht auch einen Basispreis unterhalb des Kaufpreises wählen kann, um weiter Cashflow zu verdienen, solange der Kurs zu niedrig ist?
Aus Sicht einer risikominimierenden Cashflow-Strategie muss ich diese Frage mit einem klaren „Nein“ beantworten. Einzige Ausnahme: man möchte die Aktie im Rahmen einer Exit-Strategie so schnell wie möglich loswerden. Anders als beim Verzicht auf eine angemessene Rendite können durch den Verkauf eines Calls zu einem Basispreis unterhalb des Kaufpreises mitunter hohe Verluste entstehen.
Bei der Berechnung des möglichen Verlustes könnte man dem Minus aus dem Aktienverkauf die erhaltenen Prämien gegenrechnen, und den Basispreis so setzen, dass kein Gesamtverlust entsteht. Ein solcher Ansatz riskiert zwar nicht direkt einen Verlust, dennoch geht er dauerhaft zulasten der Rendite und macht damit in aller Regel keinen Sinn.
Auch darauf zu spekulieren, im Falle eines Kursanstiegs die Call-Option nach oben zu rollen, führt auf Dauer in aller Regel zu Verlusten und/oder Renditeeinbußen.
» Die Laufzeit: auch hier gilt 1-2 Wochen, bis maximal 30 Tage
Hinsichtlich der Laufzeit gilt wie beim Put: bei Weeklys 1 bis 2 Wochen, und grundsätzlich nicht länger als ein Monat. Bekommt man innerhalb dieses Zeitraums aufgrund eines zu niedrigen Aktienkurses keine oder nicht ausreichend Prämie für unseren Basispreis, ist Abwarten angesagt.
Die Zeit, in der wir mit unserer Aktienposition keine Rendite erwirtschaften, haben wir bei der Festlegung unserer minimalen Prämienrendite eingepreist. Genau deshalb sollte diese doppelt so hoch sein, wie die Zielrendite, die wir insgesamt über das Jahr hinweg auf unser Kapital erzielen wollen. Damit ist es absolut OK, wenn im Schnitt die Hälfte unseres Portfolios dauerhaft nicht im Einsatz ist.
Ich werde oft gefragt, warum man denn nicht einfach die Laufzeit verlängern könne? Dafür gäbe es teilweise „gute“ Prämien, und dann würde man die Aktien eben etwas länger behalten, heißt es. Der Schein trügt. Ein direktes Verlustrisiko entsteht durch diesen Ansatz zwar nicht, die Opportunitätskosten können aber hoch sein. Wenn die Aktie schneller steigt, hätte man durch etwas Geduld ggf. nicht nur eine höhere Call-Prämie erzielen können, sondern wäre vielleicht auch früher aus der Position rausgekommen. Damit hätte man eine neue Position mit ebenfalls höherer Rendite eröffnen können.
» Die Prämie: minimale Prämienrendite mit jedem Call einhalten
Für Call-Optionen gilt dieselbe minimale Prämienrendite, wie für Puts. Wie im Rahmen der Basispreis- und der Laufzeitbestimmung besprochen, schreiben wir lieber vorübergehend gar keinen Call, als einen Call zu schreiben, der unsere Mindestrenditeanforderung nicht erfüllt.
Kommen wir nochmal auf unser Beispiel von DKNG zurück: nehmen wir dieses Mal an, wir haben bereits 100 Aktien zum Basispreis von $48 eingebucht bekommen, als die Aktien auf $47 fielen. Gemäß unserer Mindestprämientabelle brauchen wir bei einem Kapitaleinsatz von ca. $5‘000 mindestens $0,40 pro Aktie Prämie.
Diese erreichen wir gemäß der unten abgebildeten Option Chain selbst bei einem Strike von $50 locker (wir könnten wir sogar den $53er Call verkaufen, und immer noch ausreichend Rendite erzielen). Auch das liegt in diesem Fall an der erhöhten Volatilität vor dem anstehenden Earnings Call.
In einem solchen Fall gilt es abzuwägen zwischen dem Spatzen in der Hand (sicher eine erhöhte Prämie kassieren, dafür kein oder ein geringes Upside-Potenzial der Aktie) und der Taube auf dem Dach (Prämie in Höhe der Mindestanforderung, dafür höheres Upside-Potenzial bei der Aktie). Hier gibt es kein richtig oder falsch: diese Entscheidung unterliegt rein spekulativen Annahmen und sollte vom Stillhalter im Einzelfall entschieden werden.
Mein Tipp: je positiver die allgemeine Marktstimmung, desto aggressiver würde ich den Basispreis setzen, und umgekehrt. Herrscht Euphorie ist das Erreichen der $53 bedeutend wahrscheinlicher, als in angespannten Marktphasen. In einer solchen Situation könnte sich sogar der $48er Call mit einer hohen Prämienrendite als guter (defensiver) Ansatz erweisen.
Option Chain, Calls auf DraftKings (DKNG), Stand 3. November ca. 19h
(Quelle: eigener Screenshot aus der Trader’s Workstation, CapTrader)
3 Handelsgrundsätze für den Verkauf von Call-Optionen
- Verkaufe ausschließlich Calls mit einem Basispreis (Strike), der größer oder gleich dem Aktienkaufkurs ist.
Tipp: setze den Basispreis über deinem Kaufpreis an, solange du damit noch deine Mindestprämienrendite erreichen kannst
- Halte die Call-Laufzeiten kurz: maximal ein Monat, idealerweise 1-2 Wochen.
Tipp: auch hier sind Weeklys vorteilhaft.
- Verkaufe ausschließlich Calls mit einer Prämienrendite, die mindestens doppelt so hoch wie deine Zielrendite ist.
Tipp: dazu kannst du ebenfalls diese Mindestprämientabelle nutzen.
Leitlinien für den Handel von Put- und Call-Optionen
Wir wissen nun, wo man alle handelbaren Optionen findet („Option Chain“), und nach welchen Kriterien man gemäß Cashflow mit Optionen entscheidet, welche Optionen man verkauft. Damit kommen wir nun zu einigen Fragen rund um den Handel mit Optionen, aus denen sich ebenfalls wichtige Leitlinien dieser Cashflow-Strategie ableiten lassen.
Diese Fragen sind:
- Wann ist der beste Zeitpunkt, um Optionen zu verkaufen?
- Soll ich meine Optionen vorzeitig zurückkaufen oder rollen?
- Was tun, wenn meine Aktien stark ins Minus rutschen?
Wann ist der beste Zeitpunkt, um Optionen zu verkaufen?
Diese Frage klingt trivial, ist sie aber nicht. Der Zeitpunkt des Optionsverkaufs kann auf Dauer eine nennenswerte Auswirkung auf die Rendite haben. Mit Zeitpunkt ist hier nicht ein bestimmter Wochentag, eine bestimmte Uhrzeit oder ähnliches gemeint. Was uns hier interessiert, ist woran man festmachen kann, wann (= unter welchen Voraussetzungen) man in der Regel eine relativ hohe Prämie bekommen, und wann eine relativ niedrige. Andere Timing-Aspekte, wie das Beachten kurzer Optionslaufzeiten und besonderer Ereignisse, bleiben davon unberührt.
Als Cashflow-Stillhalter verdient man sein Geld vorwiegend mit Prämien. Wie ich ausführlich im Beitrag zur Bewertung von Optionen beschrieben habe, besteht diese Prämie aus einem inneren Wert und einem Zeitwert. Da wir bei Cashflow mit Optionen immer Out of The Money Optionen verkaufen (Puts unterhalb des aktuellen Kurses, Call oberhalb des aktuellen Kurses), besteht unsere Prämie ausschließlich aus Zeitwert. Dieser Zeitwert wird von zwei Faktoren beeinflusst: der restlichen Laufzeit und der impliziten Volatilität (IV).
Über die Laufzeit haben wir bereits ausführlich gesprochen. Mit in der Regel 1-2 Wochen bis maximal einem Monat ist diese recht kurz, was auch zu einem relativ niedrigen, dafür aber schneller verfallenden, Zeitwert führt. Da der an die Laufzeit gekoppelte Zeitwert verhältnismäßig gering ist, brauchen wir ein bestimmtes Maß an Volatilität, um eine gute Rendite zu erreichen.
Diese Volatilität hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab. Zum einen ist sie natürlich an die Aktie selbst gebunden – es gibt Aktien mit hoher und Aktien mit geringer Volatilität (z.B. TSLA vs. IBM). Zum anderen hat jede Aktie im Laufe der Zeit manchmal eine relativ hohe und manchmal eine relativ niedrige Volatilität, im Verhältnis zu ihrer eigenen Durchschnittsvolatilität.
Während die Durchschnittsvolatilität ein guter Indikator dafür ist, wie viel Rendite man auf Dauer mit einer bestimmten Aktie verdienen kann (siehe dazu auch die verschiedenen Risiko-Rendite Profile), so macht es durchaus einen Unterschied, ob man Optionen tendenziell verkauft, wenn die Volatilität relativ hoch (=mehr Prämie) oder relativ niedrig (=weniger Prämie) ist.
Es gibt Bücher darüber, wie man die relative Volatilität zur Bestimmung des „optimalen“ Zeitpunkts für den Optionsverkauf nutzen kann. Diese sind allerdings eher für Stillhalter-Strategien mit längeren Optionslaufzeiten relevant. Da wir bei Cashflow mit Optionen über kurze Zeiträume möglichst effektiv handeln wollen, halten wir uns stattdessen an eine simple Regel: verkaufe Puts nur dann, wenn der Aktienkurs gerade fällt, und Calls nur dann, wenn der Aktienkurs gerade steigt.
Je mehr und je abrupter der Kurs fällt (Put) bzw. steigt (Call), desto höher die Prämie, denn desto größer das Risiko bzw. die Erwartungshaltung am Markt, dass der Kurs weiter fällt oder steigt. Als Daumenregel hat es sich bewährt, Optionen an Tagen zu schreiben, an denen sich der Aktienkurs um mindestens 2% in die gewünschte Richtung bewegt hat.
Wer darüber hinaus ein schnelles Gefühl darüber bekommen möchte, ob Optionsprämien im Allgemeinen gerade eher hoch oder niedrig sind, der kann sich den VIX (CBOE Volatility Index1) anschauen. Je höher der VIX, desto höher fallen Prämien aus. Als Daumenregel gilt hier: ein VIX über 20 steht für relativ hohe Prämien, darunter sind sie relativ niedrig. Eine klare Regel für unser tägliches Handeln lässt sich aber daraus nicht ableiten: schließlich wollen wir auch weiter Cashflow verdienen, wenn der VIX niedrig ist, solange wir unsere Mindestrendite erreichen.
Mein Tipp: Hast du dir deine Aktien Watch-List auf dem Handy (zum Beispiel bei Yahoo Finance) eingerichtet, kannst du auf einen Blick täglich checken, ob es Kandidaten für einen Put oder Call gibt. Schaue einfach auf die Kursbewegung des Tages: läuft der Kurs mehr als 2% in die entsprechende Richtung, lohnt sich vielleicht ein Optionsverkauf. Sonst einfach abwarten: der richtige Zeitpunkt kommt bestimmt, und zwar schneller, als du denkst.
Soll ich vorzeitig meine Optionen zurückkaufen oder rollen?
Das Zurückkaufen bzw. Rollen von Optionen, mit welchem man seine Position entweder schließt oder durch eine neue Position ersetzt, ist fester Bestandteil vieler Stillhalter-Strategien. Gerade bei Strategien, bei denen eine Ausführung der Optionen nicht erwünscht ist, ist es sogar ein absolutes Muss. Bei solchen Strategien werden Positionen immer vorzeitig geschlossen, ob mit Gewinn oder Verlust, denn es gibt klare Richtlinien für die Verlustbegrenzung und Gewinnmitnahme.
Nachfolgend schauen wir uns die zwei Gründe an, warum viele Stillhalter ihre Optionen vorzeitig zurückkaufen oder rollen. Dabei gehen wir jeweils darauf ein, was ein Cashflow-Stillhalter, der nach den Prinzipien von Cashflow mit Optionen handelt, tun würde, und warum:
- eine Option läuft (stark) in Minus, und man möchte den Verlust begrenzen und/oder die Ausübung der Option vermeiden
- eine Option läuft (stark) in Plus, so dass man sie vorzeitig mit Gewinn schließen könnte
» Szenario 1: vorzeitiger Rückkauf zur Verlustvermeidung (mit oder ohne Rollen)
Bei Cashflow mit Optionen werden nur Cash-Secured Puts und Covered Calls gehandelt. Der gelegentliche Kauf und späterer Wiederverkauf von Aktien ist Teil der Strategie. Ein vorzeitiger Rückkauf von Optionen mit Verlust (mit oder ohne Rollen) ist daher in der Regel ausgeschlossen.
Es gibt nur wenige Ausnahmen. Eine davon ist, wenn man aus Versehen die falsche Option verkauft hat, und diesen Fehler korrigieren möchte. Dazu muss man seine Option zurückkaufen, ggf. mit Verlust. Das kann natürlich in seltenen Fällen mal passieren. Eine andere Ausnahme ist, wenn nach dem Put-Verkauf neue relevante Informationen öffentlich werden, die unsere Sichtweise auf die Aktie komplett verändern. Auch das sollte nach ausgiebiger Recherche aber sehr selten vorkommen.
Ein weiterer, vermeidbarer Grund für einen vorzeitigen Rückkauf könnte sein, dass man sich nicht an die Handelsgrundsätze gehalten hat.
Vielleicht hat man ohne große Due Diligence einfach mal eine Option auf Aktie XYZ verkauft, weil eine hohe Prämie gelockt hat. Oder aber man hat vergessen zu prüfen, wann die nächsten Quartalsergebnisse veröffentlicht werden, und nun festgestellt, dass das Datum innerhalb der Optionslaufzeit liegt. In solchen Fällen muss man entscheiden, ob man den Fehler sofort mit dem Rückkauf der Option beheben möchte, oder mit dem erhöhten Risiko leben kann.
Hier gibt es kein richtig oder falsch – der konservative Ansatz wäre, den Fehler sofort zu beheben, selbst wenn bereits ein kleiner „Schaden“ entstanden ist, und wir die Option teurer zurückkaufen müssen, als wir sie verkauft hatten.
Am Wichtigsten ist es, aus dem Fehler zu lernen, um ihn in Zukunft nicht zu wiederholen. Klare Regeln aufzustellen und sich daran zu halten ist die Grundlage für langfristigen Erfolg. Natürlich sollte jeder seine eigenen Regeln im Einklang mit seinem Risiko-Rendite-Profil definieren. Cashflow mit Optionen ist lediglich ein Beispiel eines Regelwerks, welches ich als Stillhalter anwende, um monatlich, systematisch und dauerhaft Geld zu verdienen. Mehr zur konsequenten Umsetzung gibt es in Teil 5.
» Szenario 2: vorzeitiger Rückkauf zur Gewinnmitnahme (mit oder ohne Rollen)
Der zweite Grund, warum Stillhalter Optionen zurückkaufen, ist zur Gewinnmitnahme vor Ablauf der Option. Bei Cashflow mit Optionen ist der vorzeitige Optionsrückkauf auch in diesem Fall eher die Ausnahme, als die Regel. Entscheidend sind hier Opportunitätskosten und Verwaltungsaufwand.
Beispiel:
Wir haben einen Put auf eine Aktie mit Strike $100 verkauft, für eine Prämie von $1/Aktie mit Laufzeit von 10 Tagen (Prämienrendite = 36%). Nachdem der Kurs nach oben schnellt, ist der Put nach 5 Tagen nur noch $10 wert. Wir könnten die Position mit $90 Gewinn (=$100 – $10) schließen, und hätten damit über 5 Tage eine Rendite von 65% (= $90 / $10‘000 / 5 x 360) erzielt.
Der Rückkauf der Option setzt das Kapital wieder frei, und so können wir gleich einen neuen Put schreiben. Gehen wir davon aus, dass wir mit diesem Put wieder 36% Prämienrendite über die verbleibenden 5 Tage erreichen können. Das wären nochmal $50 (= $10‘000 x 36% / 360 x 5).
Kaufen wir die Option nicht zurück, haben wir über die kommenden 5 Tage lediglich eine Rendite von 3,6% erzielt (nämlich die verbleibenden $10 Gewinn).
Die Differenz von $40 (= $50 – $10) sind unsere Opportunitätskosten, wenn wir den Put nicht vorzeitig schließen.
Was dieses Beispiel nicht berücksichtigt sind die Transaktionskosten, sprich die Gebühr pro Optionskontrakt. Diese kann aber ziemlich schwer ins Gewicht fallen. Schließlich muss man sie gleich 2x zahlen: einmal für den Rückkauf des ersten Puts, und dann nochmal für der Verkauf des zweiten Puts. Bei einer Provision von $3,50 pro Kontrakt würde das die Renditedifferenz um 5% und die Opportunitätskosten um $7 schmälern.
In unserem Beispiel würde es sich damit immer noch lohnen, die Position zu schließen, da der Kapitaleinsatz pro Kontrakt hoch ist ($10‘000) und ein sehr hoher Anteil (90%) des Gewinns in kurzer Zeit (50% der Laufzeit) realisiert wurde. Das ist aber nicht immer der Fall.
Folgende Tabelle veranschaulicht, dass sich ein Rückkauf bei kurzen Optionslaufzeiten, wie sie bei Cashflow mit Optionen üblich sind, eher selten lohnt. Dabei kommt es auf folgende Faktoren an:
- die Höhe des eingesetzten Kapitals (pro Option),
- wie schnell wieviel vom Gewinn realisiert werden könnte,
- wie hoch die Provisionskosten pro Kontrakt sind.
Opportunitätskosten eines vorzeitigen Optionsrückkaufs: wann lohnt es sich?
(Quelle: eigene Tabelle)
Damit sich ein vorzeitiger Rückkauf bei kurzen Optionslaufzeiten lohnt, muss das eingesetzte Kapital möglichst hoch sein, ein hoher Anteil des Gewinns muss möglichst schnell realisiert werden, und die Provisionskosten sollten möglichst niedrig sein.
Daumenregel: bei kurzen Optionslaufzeiten kann ein Optionsrückkauf Sinn machen, wenn:
- Der Kapitaleinsatz pro Option höher ist als $4‘000 (Strike über $40), UND
- Maximal die Hälfte der Laufzeit (z.B. 5 von 10 Tagen) verstrichen ist, UND
- Mindestens 80% des Gewinns realisiert werden kann.
Auf eine Laufzeit von 10 Tagen führt ein Rückkauf nach 5 Tagen in vielen Fällen zu einem Renditeverlust, nämlich dann, wenn erst 50-60% des Gewinns realisiert sind oder wenn der Strike Preis niedrig ist ($10-20). Zu einem nennenswerten Renditegewinn führt ein Rückkauf im Beispiel erst ab einem Strike von $40 und einer Gewinnrealisierung von 80% oder mehr.
Es ist also Vorsicht geboten: der Mehraufwand, eine Position zu schließen und eine neue zu eröffnen, lohnt sich nur in ganz bestimmten Fällen.
Was tun, wenn meine Aktien (stark) ins Minus rutschen?
Kommen wir nun zu der für viele vielleicht spannendsten Frage von allen: was tun, wenn es mal nicht läuft wie geplant? Was tun, wenn das einzige Risiko eintrifft, welches uns bei dieser Strategie Geld kosten kann: der Kurs einer Aktie stürzt ein, entweder während wir Stillhalter eines Puts sind, oder nachdem sie uns bereits zugewiesen wurde.
Zunächst einmal: keine Panik! Wenn wir uns an die Handelsgrundsätze gehalten haben, haben wir unsere Wunschaktien zu unserem Wunschkurs erworben. Die gelegentliche Zuweisung von Aktien ist Teil der Strategie – und damit auch, dass uns die kurzfristige Kursentwicklung ab und zu mal auf dem falschen Fuß erwischt… Diese alleine sollte aber keinen Einfluss auf unsere mittel- bis langfristige Einschätzung der Aktie haben (ansonsten haben wir die falsche Aktie gewählt).
„Der Panikverkauf einer Aktie (oder Rückkauf einer Put-Option) ist bei Cashflow mit Optionen ebenso unangebracht, wie in einem langfristig angelegten Aktiendepot.“
Damit uns eine Aktie zugewiesen wird, muss der Kurs per Definition unter den Basispreis rutschen. Ein unrealisierter Kursverlust geht also quasi mit einer Aktienzuweisung einher. Bestenfalls springt die Aktie, kurz nachdem wir sie eingebucht bekommen, sofort wieder ins Plus: aber das ist eine Ausnahme. Meistens bleibt sie erstmal im Minus. Mal mehr, mal weniger. Mal kürzer, mal länger.
Ist der Abstand zu unserem Kaufkurs nicht allzu groß, stört uns das nicht, denn wir verkaufen Calls und verdienen weiter Prämien. Ärgerlich wird es erst dann, wenn der Kurs so niedrig ist, dass wir gemäß unseren Handelsgrundsätzen keinen Call verkaufen können.
Je nach Volatilität der Aktie kann dies bereits der Fall sein, wenn der Kurs nur 5-10% unterhalb des Kaufkurses sinkt. In diesem Fall heißt es abwarten, und mit den verbleibenden Positionen im Portfolio weiter Geld verdienen. Schließlich haben wir durch unsere minimale Prämienrendite einen Puffer eingebaut, so dass wir unsere Jahreszielrendite auch dann erreichen, wenn ein Drittel unserer Positionen nicht arbeiten (siehe Abbildung).
Dank einer Prämienrendite von 30% werden 15% Jahresrendite auch erreicht, wenn die Hälfte des Kapitals nicht arbeitet
(Quelle: eigene Tabelle)
Bei „moderaten“ Kurseinbrüchen (bis zu -20% unter Kaufpreis) zahlt sich Geduld und einfaches „Nichtstun“ fast immer aus. Sofern es keinen fundamentalen Grund für die Kursschwäche gibt, wird sich der Kurs in vielen Fällen innerhalb von Wochen oder wenigen Monaten zumindest soweit erholen, dass hin und wieder Calls geschrieben werden können, bis der Kurs irgendwann über unseren Kaufpreis steigt.
Was aber, wenn der Kurs weiter fällt: -30%, -40% oder gar -50%? Als erstes ist es wichtig zu verstehen, was den Kurseinbruch bewirkt hat. Ist nur dieses Unternehmen betroffen, oder die ganze Branche bzw. gibt es eine Gesamtkorrektur am Markt? Falls der Kursverlust unternehmensspezifisch ist: wie schwerwiegend sind die Gründe, und ändern diese unsere langfristige Einschätzung zum Unternehmen?
Man sollte versuchen, möglichst rational an die Sache heranzugehen. Es ist leicht, sich von einem hohen unrealisierten Verlust im Depot aus der Ruhe bringen zu lassen. Hat man aber weiterhin die gleichen guten Gründe, an das mittel- bis langfristige Potenzial der Aktie zu glauben, sollte man sich von kurzfristigen Marktentwicklungen nicht beeinflussen lassen.
Hier könnte es helfen, sich folgende Frage möglichst ehrlich zu beantworten: würde ich mir zum aktuellen Kurs diese Aktien erneut kaufen, weil ich fundamental vom Unternehmen überzeugt bin, und ich nicht davon ausgehe, dass der Kurs in den kommenden Wochen und Monaten schlechter performen wird, als der Markt?
- Falls „Nein“, sollte man über eine Exit-Strategie nachdenken.
- Fall „Ja“, kann man entweder abwarten oder sogar in Form einer Rettungsaktion aktiv werden.
Beide Fälle nehmen wir nachfolgend unter die Lupe.
» Fall 1: Einschätzung zum Unternehmen hat sich geändert
Auch, wenn es schwer fällt, Verluste zu realisieren: in einem solchen Fall ist es konsequent, die Reisleine zu ziehen, und eine Exit Strategie für die Position zu planen. Dennoch bringt es auch hier meistens nichts, Dinge zu überstürzen. Ein sofortiger Verkauf der Aktien ist nur dann ein Muss, wenn es unmittelbare Gründe für weitere Kurseinbrüche gibt (z.B.: dem Unternehmen droht die Pleite).
Gibt es keinen dringenden Grund, die Position sofort zu schließen, könnte man über eine Covered-Call Exit Strategie nachdenken. Das Prinzip ist einfach: man verkauft so lange Calls, bis man die Aktien los ist. Dieses Mal läge der Basispreis natürlich bewusst unterhalb unseres Kaufpreises, aber über dem aktuellen Kurs, so dass wir über eine Laufzeit von 1-2 Wochen (bis max. einem Monat) unsere minimale Prämienrendite erzielen. Das Prozedere wiederholen wir so oft, bis die Aktien über einen Call ausgebucht werden.
Dieses Verfahren hat gegenüber dem sofortigen Aktienverkauf einige Vor- und Nachteile, welche in folgender Tabelle zusammengefasst wurden.
Vor- und Nachteile einer Covered Call Exit-Strategie im Vergleich zum Direktverkauf
(Quelle: eigene Darstellung)
Für welche Exit-Strategie man sich entscheidet ist schlussendlich der eigenen Präferenz und Einschätzung der kurzfristigen Kursentwicklung überlassen. In beiden Fällen kommt es am Ende voraussichtlich zu einem Verlust aus Aktien. Doch so ärgerlich das ist: bei ausreichender Diversifizierung wird das Depot selbst vereinzelte Aktienverluste gut verkraften.
Schauen wir uns nochmal unser voriges Beispiel an, nur, dass dieses Mal unsere Position #6 am Ende auch mit 50% Aktienverlust ausgebucht werden musste (nachdem sie das ganze Jahr lang keinen Cashflow generiert hat). Selbst dann käme am Ende noch eine Jahresrendite von knapp 7% raus. Natürlich liegt das deutlich unter unserem Ziel von 15%, aber einen Verlust erleidet man auch in diesem Szenario nicht.
Selbst bei Liquidierung einer Position mit 50% Verlust bleibt eine Jahresrendite von ca. 7%
(Quelle: eigene Tabelle)
» Fall 2: Überzeugung in die Aktien bleibt bestehen
Dieser Fall sollte bei guter Vorauswahl der Aktien häufiger vorkommen, als der erste. Dann heißt es Ruhe bewahren, abwarten oder sogar mit einer „Rettungsaktion“ in die Offensive gehen.
Das Prinzip einer Rettungsaktion ist ganz einfach: man verkauft ein oder mehrere neue Puts auf dieselbe Aktie, aber natürlich zu einem viel niedrigeren Basispreis.
Fällt der Kurs weiter, erhalten wir die Aktien und haben soeben unseren Durchschnittkaufkurs reduziert. Fällt der Kurs nicht unter den neuen Basispreis, kassieren wir die Prämie und tragen so weiterhin zu unserem Renditeziel bei. Dabei sollten die Handelsgrundsätze für den Verkauf von Puts gleichermaßen eingehalten werden.
An dieser Stelle stellt sich die Frage, wann man eine Rettungsaktion starten sollte. Folgende drei Anhaltspunkte sollten in die Entscheidungsfindung einfließen. Zudem gehen wir natürlich davon aus, dass wir von der Aktie so überzeugt sind, dass ein Nachkauf in Frage kommt.
- Ausreichendes Kapital: dieser Punkt ist vielleicht selbstverständlich, dennoch ist er so wichtig, dass ich ihn gesondert hervorheben möchte. Wie bei jedem Put musst du sicherstellen, dass du ausreichend Kapital bzw. Kaufkraft zur Verfügung hast, um die Aktien im Fallen einer Zuweisung zum Basispreis zu erwerben. Wie du hierfür ggf. auch deine Margin einsetzen kannst, erfährst du in Teil 4 der Strategie.
- Kursdifferenz zum ursprünglichen Kaufkurs: die Rettungsaktion sollte nicht voreilig eingeleitet werden. Bei einem moderaten Kursrückgang (bis zu -20%) ist es oft besser, einfach abzuwarten: schließlich wollen wir unseren Trumpf nicht zu früh verspielen. Ich persönlich warte immer bis der Basispreis mindestens 20% unter meinem ursprünglichen Kaufpreis liegt (bei volatilen Aktien ggf. sogar 25-30%).
- Nächstes Support-Level: Handelsgrundsatz #3 für den Verkauf von Puts ist, den Basispreis auf Höhe eines Support-Levels zu setzen. Das sollte auch bei einer Rettungsaktion der Fall sein, denn es verringert das Risiko, dass der Kurs noch weiter abrutscht. Ist der Kurs aktuell noch zu weit weg vom nächsten Support, lohnt es sich, noch etwas abzuwarten.
Fazit: Es ist wichtig, auf den richtigen Zeitpunkt für eine Rettungsaktion zu warten. Ist die Kursdifferenz zum ursprünglichen Kaufkurs mind. 20% und das nächste Support Level in Reichweite, kann man bei starker Überzeugung in die Aktie und ausreichender Kaufkraft einen oder mehrere neue Puts verkaufen. Damit erzeugt man weiterhin Rendite und erhöht die Wahrscheinlichkeit, schneller wieder Calls auf den neuen, niedrigeren Einstandspreis schreiben zu können.
Die Anzahl der Puts im Rahmen von Rettungsaktionen hängt vom persönlichen Risikoappetit bzw. der Überzeugung ab, zum entsprechenden Preis weiter in diese Aktie zu investieren. Da bei einer Rettungsaktion die reguläre Positionsgröße meist überschritten wird, sollte man aus Risikomanagementaspekten unbedingt im Vorfeld für sich festlegen, wie groß eine Position inklusive Nachkauf maximal sein darf.
Auf Basis meiner persönlichen Risikotoleranz ist meine maximale Positionsgröße im Rahmen einer Rettungsaktion das Doppelte einer regulären Positionsgröße. Allerdings gehe ich extrem gezielt und sparsam mit Rettungsaktionen um.
5 Leitlinien für den Optionshandel als Cashflow-Stillhalter
- Verkaufe Puts an Tagen, wenn der Aktienkurs fällt, und Calls, wenn der Aktienkurs steigt
Tipp: lege dir deine Watch-List (zum Beispiel auf Yahoo Finance) mit Echtzeitkursen an, und halte so ganz einfach Ausschau nach größeren Kursbewegungen (Daumenregel +/- 2%).
- Kaufe Optionen nicht vorzeitig mit Verlusten zurück.
Tipp: hast du einen Fehler gemacht, kann es Sinn machen, die Option dennoch mit Verlusten zurückzukaufen. Versuche dann, daraus zu lernen, um ihn in Zukunft nicht zu wiederholen.
- Erwäge eine vorzeitige Gewinnmitnahme NUR unter folgenden Bedingungen:
- Strike Preis über $40, UND
- Maximal die halbe Laufzeit ist verstrichen, UND
- Mindestens 80% des Gewinns ist realisiert.
Hinweis: diese Richtlinien setzen kurze Optionslaufzeiten (< 1 Monat) und eine Gebühr von $3,50 Provision pro Kontrakt voraus. Je länger die Laufzeit und je geringer die Gebühr, desto eher lohnt sich der vorzeitige Rückkauf, und umgekehrt.
- Verkaufe Aktien dann, und nur dann, wenn neue Informationen deine Grundeinschätzung zu einem Unternehmen geändert haben.
Tipp: anstatt eines Direktverkaufs könntest du die Aktien auch über aggressive Covered Calls zu niedrigeren Basispreisen veräußern, sofern du kurzfristig von stabilen bis steigenden Kursen ausgehst.
- Ist der Kurs einer Aktie, von der du überzeugt bist, stark gefallen (über 20%), kannst du bei ausreichendem Kapital und charttechnischem Support eine Rettungsaktion starten.
Tipp: starte eine Rettungsaktion nicht zu früh: der Kurs muss sehr stark gefallen sein und einen Boden aufgebaut haben. Ansonsten ist erstmal Abwarten und Nichtstun angesagt.
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Fußnoten:
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Strategie
Erfahre Schritt für Schritt, wie du als Stillhalter bei kontrolliertem Risiko hohe Renditen erzielen kannst.
- Ziele: Finde heraus, ob und wie auch du als Cashflow-Stillhalter deine persönlichen Finanzziele erreichen kannst.
- Wissen: Lerne gezielt und ohne Umschweife, was du über Optionen wissen musst, um als Stillhalter erfolgreich zu sein.
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