Rubrik: Strategie
Strategie Teil 4 - Margin: So setzt du sie verantwortungsvoll und renditeoptimierend ein
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Cashflow mit Optionen Strategie Teil 4: Margin
(Bild: Pixabay, Author: Joshua Woroniecki. Bild wurde weiter bearbeitet.)
Das Wichtigste in Kürze
Nachdem wir uns in Teil 3 der Strategie ausführlich mit den Regeln für den Optionshandel befasst haben, schauen wir uns nun an, ob und wie wir für unser Handeln Margin einsetzen sollten.
Trading auf Margin bezeichnet den Handel mit einer vom Broker eingeräumten Kreditlinie, und wird oft als „Zockerei“ verpönt. Ich sehe das etwas differenzierter. Gerade als Stillhalter gibt es Wege, Margin mit kontrolliertem Risiko renditeoptimierend einzusetzen. Genau darum geht es im 4. Teil der Cashflow mit Optionen-Strategie.
Dennoch ist es wie bereits mehrfach erwähnt auch möglich, ohne Margin in einem regulären Cash-Account zu handeln. Das kommt wie immer auf das persönliche Risiko-Rendite Profil an. Wenn Margin für dich auf keinen Fall in Frage kommt, kannst du gleich zu Strategie Teil 5 – Umsetzung, übergehen. Falls du neugierig bist, lies einfach weiter, und entscheide dann!
Wie immer zunächst das Wichtigste in Kürze:
- Ein Stillhalter, der nach den Grundsätzen von Cashflow mit Optionen handelt (siehe Teil 3 – Optionshandel), hat beim Handel auf Margin ein besseres Risiko-Rendite Verhältnis, als ein Aktienanleger. Er nutzt seine erhöhte Kaufkraft, um mehr Puts zu schreiben, setzt diese aber nur selten effektiv ein, da statistisch nur etwa einer von fünf Puts ins Geld läuft.
- Je höher der Hebel, desto höher das Risiko. Da Cashflow mit Optionen ohne Stopp-Loss arbeitet und im Krisenfall auf das langfristige Halten von Aktien ausgerichtet ist, kann ein Überhebeln im Falle eines Market Crashes auch für einen Stillhalter zu hohen Verlusten führen, bis hin zum Totalverlust des Kapitals oder mehr.
- Wenn sie verantwortungsbewusst eingesetzt wird, kann Margin mit kontrolliertem Risiko die Rendite systematisch optimieren. Dazu sieht Cashflow mit Optionen den Handel mit einer zusätzlichen Position vor, was einem moderaten Hebel von ca. 1,2-1,25x entspricht. Dieser kann die Gesamtrendite um über 10% steigern, ohne den Stillhalter dem Risiko eines Margin-Calls auszusetzen.
Was ist Margin überhaupt?
Margin bezeichnet die Sicherheitsleistung in Form von Eigenkapital, welche der Broker für einen Kredit verlangt, und wird meistens in Prozent des Anlagewertes ausgedrückt.
Die Höhe der Margin variiert je nach Broker und Finanzprodukt. Für den Aktienkauf stellen viele Broker mindestens das Zweifache des Eigenkapitals als Kaufkraft zur Verfügung. Das entspricht einer Initial Margin (IMR) von 50%, sprich man muss mindestens 50% Eigenkapital einbringen, um eine Aktienposition zu eröffnen. Wer $10‘000 in seinen Margin-Account einzahlt, kann davon also Aktien im Wert von $20‘000 erwerben.
Danach wird eine sogenannte Maintenance Margin (MMR) festgelegt, die definiert, welcher Prozentsatz des Positionswerts mindestens von Eigenkapital gedeckt sein muss. Sagen wir, die MMR beträgt z.B. 30%. Damit kann berechnet werden, um wieviel der Kurs maximal fallen darf, bis Eigenkapital nachgeschossen oder die Position geschlossen werden muss.
Wie aus der unten stehenden Tabelle hervorgeht, beträgt die Eigenkapitalquote bei einem Kursminus von 20% gerade noch 38%. Spätestens bei einem Kursverlust von 30% droht der berüchtigte Margin-Call, mit welchem der Broker den Anleger informiert, dass er umgehend frisches Kapital auf das Konto einzahlen muss.
Kann oder will der Anleger kein Kapital nachschießen, wird die Position zwangsliquidiert. Das verhindert zwar, dass er dem Broker mehr schuldet, als er hat, dennoch hat es verheerende Folgen für seinen Kontostand: es bleiben nur $4‘000 übrig, denn durch den zweifachen Hebel hat ihn der Kursverlust von 30% ganze 60% seines Eigenkapitals gekostet.
Entwicklung der Margin-Deckung bei fallenden Kursen
(Tabelle: eigene Darstellung)
Falls ihr euch nun fragt, warum jemand so viel Risiko eingehen würde, dann werft mal einen Blick auf die Gewinnseite dieser Tabelle. Auch hier wirkt der Hebel, so dass sich eine Kurssteigerung von 30% in einer Eigenkapitalrendite von 60% widerspiegelt ($6‘000 Gewinn auf $10‘000 EK). Natürlich droht in diesem Szenario kein Margin Call: ganz im Gegenteil, der Broker räumt einem entsprechend des höheren Eigenkapitals einen noch höheren Kredit ein. Davon könnte man noch mehr Aktien kaufen… bis die Blase bei fallenden Kursen platzt.
Entwicklung der Margin-Deckung bei steigenden Kursen
(Tabelle: eigene Darstellung)
Margin ist also ein zweischneidiges Schwert: einerseits bietet es die Chance, die Rendite deutlich zu steigern, andererseits ist sie auch mit gravierenden Verlustrisiken verbunden.
Aus diesem Grund definiert Cashflow mit Optionen klare Richtlinien für den verantwortungsvollen Umgang mit Margin, mit dem Ziel die Rendite mit kontrolliertem Risiko zu verbessern. Dazu gleich mehr…
Risiko- und Renditeaspekte von Margin Trading für Stillhalter
Schauen wir uns an, wie man speziell als Stillhalter Margin zur Renditeoptimierung einsetzen kann. Der Cashflow-Stillhalter schreibt Puts bekanntlich immer „Cash-Secured“, sprich mit genügend Kapital, um die Aktien im Falle einer Zuweisung auch kaufen zu können. Standardmäßig handelt es sich bei Cashflow mit Optionen dabei um Eigenkapital.
Zur Renditeoptimierung mithilfe von Margin geht es darum, einen Anteil des über Cash-Secured Puts verpflichteten Kapitals mit Fremdkapital zu decken. Die Größe dieses Anteils bestimmt über zusätzliches Risiko und Rendite.
Cash-Secured Puts im Margin-Konto
Angenommen, man hat ein Margin-Konto mit $10‘000 Eigenkapital und $20‘000 Kaufkraft (= 2x das Eigenkapital). Auf Basis des Eigenkapitals könnte man z.B. 4 Positionen à $2‘500 haben, sprich man könnte 4 Cash-Secured Puts auf Aktien mit einem Strike von $25 schreiben. Damit handelt man selbst in einem Margin-Konto noch nicht auf Margin, denn selbst wenn man aus allen 4 Puts die Aktien zugewiesen bekäme, könnte man diese ausschließlich mit Eigenkapital kaufen.
Aufgrund der Kaufkraft von $20‘000 könnte man allerdings statt 4 bis zu 8 Cash-Secured Puts schreiben. Allerdings würde man jetzt zusätzlich zum Eigenkapital noch bis zu $10‘000 Fremdkapital ins Spiel bringen.
Solange nicht mehr als 4 Puts ins Geld laufen, wird die Kreditlinie nicht beansprucht, denn alle Aktien können mit Eigenkapital gekauft werden. Erst, wenn man Aktien in Höhe von über $10‘000 kaufen muss, fängt man an, den Kredit effektiv zu nutzen. Zinsen werden auf das geliehene Fremdkapital während der Haltedauer der Aktien vom Broker erhoben.
Risiko-Rendite Abwägung: Stillhalter vs. Aktienanleger
Die Risiken und Renditechancen vom Handel auf Margin beim Kauf von Aktien haben wir oben bereits anhand eines Beispiels erläutert. Fällt der Wert der Aktien unterhalb einer definierten Schwelle, gibt es einen Margin-Call. Geld muss nachgeschossen werden oder die Positionen liquidiert. Aufgrund des doppelten Hebels ist der Eigenkapitalverlust doppelt so hoch, wie der Aktienwertverlust. Auf der Renditeseite gilt natürlich das gleiche – sprich man kann eine positive Rendite durch einen solchen Hebel verdoppeln.
Der Cashflow-Stillhalter, der seine Margin zum Schreiben von Cash-Secured Puts einsetzt, hat prinzipiell die gleichen Risiken und Renditechancen, jedoch mit einem wesentlichen Unterschied: das Risiko wird dadurch reduziert, dass bei einer konservativen Optionsauswahl im Schnitt nur ca. 20% der Puts ins Geld laufen (siehe Teil 3 – Optionshandel).
Im vorigen Beispiel wären das nur 2 der 8 geschriebenen Puts. Das bedeutet, dass der Stillhalter, obwohl er das Risiko eingeht, Fremdkapital einsetzen zu müssen, dies in der Praxis nur selten tun muss. Die meiste Zeit kauft er die zugeteilten Aktien mit seinem Eigenkapital. Aus diesem Grund ist sein Risiko im Verhältnis zum Aktienanleger, der für $20‘000 direkt in Aktien investiert, deutlich geringer.
Und wie sieht es mit der Rendite aus? Nehmen wir an, unser Cashflow-Stillhalter wendet die Handelsgrundsätze von Cashflow mit Optionen an, und bringt es ohne den Einsatz von Margin auf 15% Jahresrendite. Hätte er seine Margin durchgehend zu 100% ausgenutzt, hätte er bei gleicher Performance eine Rendite von 30% erzielt. In der Praxis kann man sich das so vorstellen, als hätte er jede Option, die er einmal verkauft hat, einfach zweimal verkauft. Damit hätte er dieselben 15% Rendite auf das Gesamtkapital, sprich 30% auf sein Eigenkapital erzielt.
Mit anderen Worten: der Hebeleffekt bei der Rendite funktioniert für den Stillhalter nicht anders, als für den Aktienanleger. Dafür muss der Stillhalter aber ein deutlich geringeres Risiko eingehen, da das Fremdkapital in der Praxis nur selten zum Einsatz kommt.
Im Klartext heißt das, dass das Risiko-Rendite Profil beim Handel auf Margin für den Stillhalter deutlich vorteilhafter ist, als für den Aktienanleger. Das ist schon einmal gut, für Cashflow mit Optionen aber noch nicht gut genug. Schauen wir uns einmal an, was im „Worst-Case“ passieren könnte.
Worst-Case Szenario: mit und ohne Margin
Zuerst ein kurzer Disclaimer: mit „Worst-Case“ Szenario gehe ich hier bewusst nicht von einer Jahrhundertkatastrophe aus. Schlimmer geht bekanntlich immer. Vielmehr möchte ich die Auswirkungen eines unwahrscheinlichen aber möglichen Szenario betrachten: ein Börsen-Crash, ähnlich wie wir sie in der Vergangenheit gesehen haben.
Das Risiko für den Stillhalter kennen wir bereits: alle Puts laufen ins Geld, das gesamte Kapital steckt in Aktien, und die Aktienkurse rutschen in die Tiefe. Das beschreibt so ungefähr, was passieren könnte, wenn der nächste große Crash kommt.
Zu einem guten Risikomanagement gehört nicht nur, die Wahrscheinlichkeit hoher Verluste zu minimieren: man muss auch sicherstellen, dass man das Eintreten eines unwahrscheinlichen Worst Case Szenarios finanziell überleben würde. Schauen wir uns genau das an, zunächst beim Handel ohne Margin, dann beim Handel mit vollem Margin-Einsatz (zweifacher Hebel).
» Handel ohne Margin
Solange man nur mit Eigenkapital handelt, kann man auch im schlimmsten aller Fälle nur das verlieren. Beim Handel gemäß Cashflow mit Optionen ist aufgrund der Diversifizierung und der selektiven Aktienauswahl ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ein theoretisches Szenario. Dazu müssten schließlich alle Unternehmen hinter unseren Aktien Pleite gehen, während wir dabei zusehen, wie der Kurs auf $0 fällt. Da wir spekulative Unternehmen meiden, ist das doch recht unwahrscheinlich.
Nehmen wir stattdessen ein zwar unwahrscheinliches, aber dennoch realistisches Szenario: beim nächsten Börsencrash verlieren alle unsere Positionen binnen weniger Tage 60% ihres Wertes. Das hat nichts mit unseren Aktien zu tun, sondern betrifft den Gesamtmarkt. Das $10‘000 Eigenkapital wäre dann nur noch $4‘000 wert, und es entsteht ein unrealisierter Verlust von -$6‘000.
Das tut natürlich weh, ist aber kein Grund zur Panik, solange man im Rahmen der Kapitalallokation angemessen für den Notfall geplant hat (siehe Teil 1 – Planung). Insbesondere sollte man ausreichend liquide Mittel beiseite haben, um normal weiterleben zu können, ohne das Aktienkapital in den kommenden Jahren anfassen zu müssen. Damit besteht an dieser Stelle erstmal kein Grund zu handeln, und voraussichtlich gibt es zumindest auf lange Sicht keine Verluste (wenn man an einen langfristig steigenden Aktienmarkt glaubt, und starke Unternehmen kauft).
Der/die ein/e oder andere wird in seiner Kapitalallokation vielleicht sogar etwas mehr Liquidität für diesen Fall vorgesehen haben, so dass er/sie jetzt schön günstig Aktien kaufen kann… aber das ist ein anderes Thema :-).
» Handel auf Margin (Hebel 2x)
Schauen wir uns nun an, was passieren würde, wenn man zum Zeitpunkt des Crashes die volle Margin im Einsatz hat. Auch wenn man konservativ mit dem Verkaufen von Puts ist: dieses Mal laufen alle Puts ins Geld, und man muss zum jeweiligen Basispreis für $20‘000 Aktien kaufen. Bereits das ist vielleicht schon ein Problem, wenn der aktuelle Aktienwert bereits -30% tiefer liegt. Nun ist man genau in der Situation des Aktienanlegers, der mit 50% Margin für $20‘000 Aktien gekauft hat…Man bekommt einen Margin-Call vom Broker, der auffordert, sofort Bargeld nachzuschießen.
Je nachdem, wie tief die Kurse fallen, müsste man bei einer MMR von 30% in unserem Beispiel bis zu ca. $4‘300 oder 43% unseres ursprünglichen Eigenkapitals nachschießen. Hat man das Geld, kann man eine Zwangsliquidierung abwenden.
Kann man das Geld nicht nachschießen, dann werden alle Positionen eine nach der anderen zwangsliquidiert. Der Broker wird alles tun, um die $10‘000 Kredit aus den noch verfügbaren Aktienwerten zurückzuholen. Bei einem zweifachen Hebel ist das Eigenkapital bei einem Kursverlust von -50% komplett aufgebraucht, so dass es der Broker gar nicht so weit kommen lässt. Für den überhebelten Stillhalter spielt das allerdings kaum eine Rolle: sein gesamtes Eigenkapital ist weg. (NB: wenn der Broker schnell genug liquidiert, bleiben vielleicht noch ein paar Dollar übrig, und wenn er zu langsam ist, muss ggf. über den Totalverlust hinaus noch etwas Geld nachgeschossen werden).
Fazit:
Wer unvorsichtig mit Margin umgeht wird im Crash meist hohe Verluste erleiden, bis hin zum Totalverlust (oder schlimmer, wenn es ganz dumm läuft). Handelt man nur mit Eigenkapital, ist das Kapital bei einem Crash zwar erstmal bedeutend weniger Wert. Wer dann ruhig bleibt und statt zu verkaufen vielleicht sogar nachkaufen kann, wird mittel- bis langfristig aber sehr wahrscheinlich keine Verluste erleiden. Voraussetzung ist natürlich immer, dass mit Aktien finanziell robuster Unternehmen gehandelt wird.
Die Nutzung von Margin ist aber keine „alles oder nichts“ Entscheidung. Schauen wir uns nachfolgend einmal an, mit welchem defensiven Ansatz man ein akzeptables Risiko eingeht, und dennoch die Rendite optimieren kann.
Ein defensiver Margin-Ansatz zur Renditeoptimierung
Wir wissen nun, dass man bei einem zweifachen Hebel mit einer Strategie wie Cashflow mit Optionen, die bewusst ohne Stopp-Loss arbeitet, einen Totalverlust riskiert (sofern man nicht knapp die Hälfte des eingezahlten Kapitals bei Bedarf nachschießen kann). Auch wenn in allen anderen Marktphasen die Wahrscheinlichkeit einer positiven Rendite sehr hoch ist, und diese durch den Hebel verdoppelt wird, ist ein derartiges Risiko für die meisten nicht tragbar.
Allerdings gibt es für diejenigen, die mit kontrolliertem Risiko ihre Rendite optimieren wollen, durchaus Spielraum für einen gezielten Einsatz von Margin. Schließlich wirkt sich selbst ein geringer Hebel auf Dauer sehr positiv auf die Rendite aus.
Mit „geringem Hebel“ ist hier gemeint, dass man nicht mehr als 20-25% seines verfügbaren Fremdkapitals nutzt. Bei 25% (Hebel 1,25x) müsste der Wert der Aktien in einem Crash um über 70% fallen, damit ein Margin-Call droht. Ein so starker Crash ist nicht unmöglich aber sehr unwahrscheinlich. Außerdem ließe sich die Zwangsliquidierung bei einem so geringen Hebel mit relativ einfachen Maßnahmen abwenden (dazu gleich mehr).
Das zusätzliche Risiko ist also überschaubar. Andererseits gibt auch ein 1,2-1,25x Hebel der Rendite einen Schub. Unter Berücksichtigung gelegentlicher Sollzinsen ist eine Steigerung der Basisrendite um mind. 10% realistisch. Erzielt man ohne Margin eine Rendite von 15%, so ließen sich mit einem moderaten Hebel immerhin Renditen im Bereich 16-17% erzielen (Beispiel folgt).
Handeln mit einer zusätzlichen Position
Konkret erreicht man einen solchen Hebel von 1,2-1,25x, indem man immer eine Position mehr handelt, als man mit seinem Eigenkapital abdecken kann. Im Beispiel vom $10‘000 Konto, in welchem normalerweise z.B. 4 Puts zum $25 Strike gehandelt werden, würden stattdessen stets 5 Puts gehandelt. Damit würde man ein Kapital von $12‘500 „einsetzen“. Damit verpflichtet man sich, im schlimmsten Fall für $2’500 Aktien auf Kredit zu kaufen.
Aufgrund der konservativen Optionswahl (siehe Teil 3 – Optionshandel) laufen im Schnitt aus fünf Puts nicht mehr als ein oder zwei ins Geld. Selbst, wenn vier von fünf der Puts ins Geld laufen würden, würde man immer noch kein Fremdkapital einsetzen. Nur in Ausnahmefällen laufen alle Positionen ins Geld und wir investieren $2‘500 Fremdkapital in Aktien. In der Regel braucht es dazu eine stärkere Korrekturphase am Markt, wobei es noch kein „Crash“ sein muss.
Die Nutzung von Fremdkapital endet, sobald die erste der fünf Positionen über einen Call ausgebucht wird. Nur für die Haltedauer der Aktien dieser „fünften Position“ berechnet uns der Broker Zinsen. Da dies aber selten vorkommt und in der Regel nur Tage bis Wochen dauert, ist die Zinsbelastung insgesamt zu vernachlässigen.
Gehen wir mal davon aus, dass es pro Jahr zwei größere Marktkorrekturen gibt, die dazu führen, dass man jeweils 2 Monate lang die Margin beansprucht (in den letzten 10 Jahren eine konservative Annahme). In diesen 4 Monaten zahlen wir z.B. 8% Zinsen p.a. (tatsächliche Kosten abhängig vom Zinsumfeld). Wir gehen ferner davon aus, dass uns die „fünfte Position“ in den verbleibenden 8 Monaten im Schnitt 15% Rendite bringt (bzw. 4 Monate lange 30%, was der minimalen Prämienrendite entspricht).
Daraus ergibt sich folgende Rechnung für die zusätzliche Position:
- Prämien: $2‘500 x 15% x 8 / 12 = +$250
- Zinsen: $2‘500 x -8% x 4 / 12 = -$67
Ergebnis: $250 – $67 = +$183
Gehen wir davon aus, dass wir mit unseren anderen 4 Positionen ebenfalls eine Rendite von 15% erreichen. Dann steigert die 5. Position unsere Eigenkapitalrendite um mehr als 10%:
- EK-Rendite mit 4 Positionen: $10‘000 x 15% = $1‘500 (=> 15%)
- EK-Rendite mit 5 Positionen: $1‘500 + $183 = $1‘683 (=> 16,8%)
Dieses Beispiel basiert bewusst auf konservativen Annahmen, und zeigt dennoch, welches Renditeoptimierungspotenzial hinter dem verantwortungsvollen Einsatz von Margin steckt.
Sonderfall: Rettungsaktion
An dieser Stelle möchte ich auf einen Sonderfall hinweisen, für welchen sich die „zusätzliche Position“ besonders gut eignet: eine Rettungsaktion, wenn eine der anderen vier Positionen in Schwierigkeiten ist.
Die Funktionsweise solcher Rettungsaktionen wurde in Teil 3 – Optionshandel ausführlich erläutert. In Kurzfassung geht es darum, auf eine Aktie, die man bereits besitzt, und deren Kurs stark gefallen ist, einen weiteren Put zu schreiben, um einerseits Prämie zu verdienen, und andererseits im Falle einer Zuweisung seinen Durchschnittskaufkurs zu reduzieren.
Wenn man sein Eigenkapital schon voll im Einsatz hat, kann man die „5. Position“ auch für solche Rettungsaktionen nutzen. Damit kann man im Beispiel des $10‘000 Kontos weiterhin vier reguläre Positionen mit vier verschiedenen Aktien belegen, womit eine höhere Diversifizierung gewahrt bleibt. Zusätzlich kann man die 5. Position nutzen, um weiter Puts auf die zu rettende Aktie zu schreiben.
Droht bei 1,25x Hebel beim Market Crash ein Margin-Call?
Aufgrund des geringeren Hebels müsste der Portfoliowert schon an die 70% einbrechen, um in die Gefahrenzone für einen Margin-Call zu kommen. Das ist nicht wahrscheinlich, ist aber schon vorgekommen.
Margin-Call Risiko bei einem Hebel von 1,25x
(Tabelle: eigene Darstellung)
Was also tun, um in einem solchen Fall eine Zwangsliquidierung zu vermeiden? Schließlich ist das Ziel, die Aktien im Portfolio zu behalten, da wir davon ausgehen, dass sie langfristig wieder steigen werden.
Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:
- (Etwas) Liquidität in einem Notfallfonds bereithalten
- Rechtzeitig eine Position liquidieren
Die erste Option ist, im Rahmen der Kapitalallokationsplanung einen Teil des Notfallfonds zur Absicherung des Stillhalterdepots bereitzuhalten. Abhängig von der Maintenance Margin (MMR) des Brokers berechnet sich die Höhe des Notfallfonds wie folgt: MMR x Kredit / (1-MMR). Bei $10‘000 Eigenkapital und 25% Fremdkapitaleinsatz wären das bei einer MMR von 30% gerade einmal 30% x $2‘500 / (1 – 30%) ~ $1‘072.
Mit anderen Worten: wir brauchen ca. 11% unseres ursprünglichen Eigenkapitals als Notfallfonds für den Super-Gau. Im Vergleich zu den 43%, die bei einem zweifachen Hebel notwendig sind, erscheinen 11% doch deutlich einfacher und sinnvoller umzusetzen.
Alternativ kann man eine seiner Positionen rechtzeitig veräußern. Solange wir eine Position liquidieren, bevor ihr Wert unter die erforderliche MMR fällt (im Beispiel $1‘072), sind wir ebenfalls vor einer Zwangsliquidierung abgesichert. Den Erlös behalten wir am besten bar in unserem Konto, bis sich die Situation entspannt hat. Wer keinen Notfallfonds hat oder bilden will, kommt so also auch mit einem überschaubaren realisierten Verlust davon.
Fazit:
Auch ein kleiner Hebel bringt zusätzliches Risiko mit sich. Dennoch bedarf es eines massiven Crashs (-70%), um ein Konto bei einem Hebel von 1,2-1,25 unter Druck zu bringen. Und selbst dann gibt es relativ einfache Wege, eine Zwangsliquidierung aller Aktien zu verhindern. Am Ende muss aber jeder Stillhalter selber entscheiden, ob ihm die zusätzliche Renditechance dieses zusätzliche Risiko wert ist.
ACHTUNG: sämtliche Inhalte dieser Seite stellen keine Anlageberatung oder -empfehlung dar. Das Handeln mit Aktien und Optionen ist mit erheblichen Risiken behaftet. Mehr dazu hier.
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Fußnoten:
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Strategie
Erfahre Schritt für Schritt, wie du als Stillhalter bei kontrolliertem Risiko hohe Renditen erzielen kannst.
- Ziele: Finde heraus, ob und wie auch du als Cashflow-Stillhalter deine persönlichen Finanzziele erreichen kannst.
- Wissen: Lerne gezielt und ohne Umschweife, was du über Optionen wissen musst, um als Stillhalter erfolgreich zu sein.
- Umsetzung: Profitiere von praktischen Tipps und Tricks, die dir tagtäglich bei der konsequenten Umsetzung helfen.
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