Rubrik: Wissen
Was ist ein Covered Call? Vor- und Nachteile in der Praxis.
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(Bild: Pixabay, Author: Tumisu. Bild wurde weiter bearbeitet.)
Das Wichtigste in Kürze
In diesem Beitrag erfährst du, was ein Covered Call ist, mit welchen Zielen er gehandelt wird, und welche wesentlichen Vor- und Nachteile er mit sich bringt. Dieser Beitrag setzt voraus, dass du bereits mit den grundlegenden Eigenschaften von Optionen vertraut bist. Falls du dein Grundwissen über Optionen noch einmal auffrischen möchtest, schaue dir gerne den Einführungsbeitrag an. Auch hier gehen wir nachfolgend von Aktienoptionen aus, auf welchen die Cashflow mit Optionen-Strategie aufbaut.
Wie immer zunächst das Wichtigste in Kürze:
- Ein Covered Call ist ein Call, bei welchem der Stillhalter die zugrundeliegenden Aktien zum Zeitpunkt des Optionsverkaufs besitzt.
- Der Covered Call ist ein grundlegendes Instrument für jeden Cashflow-orientierten Stillhalter, welches bei kontrolliertem Risiko sehr attraktive Renditen bietet. Ohne mehr Risiko einzugehen als der Buy & Hold Investor, sind zweistellige Jahresrenditen mit der richtigen Strategie und Umsetzung langfristig möglich.
- Durch eine Covered Call Option entsteht kein Verlustrisiko. Das Risiko ist, wie beim Aktienanleger, der Kursverlust der gehaltenen Aktien. Der größte Nachteil von Covered Calls sind Opportunitätskosten. Diese entstehen dann, wenn der Aktienkurs über den Basispreis (zzgl. der Prämie) hinausschießt.
- Die sorgfältige Aktienauswahl, eine angemessene Diversifizierung, sowie eine ausreichende Prämienrendite sind entscheidend für die Minimierung des Risikos und Optimierung der langfristigen Rendite.
- Covered Calls erfordern ausreichend Startkapital, um effektiv umgesetzt werden zu können. Im Rahmen der Cashflow mit Optionen-Strategie sehe ich zum Beispiel $10‘000 als Minimum an, um bei kontrolliertem Risiko eine gute Rendite auf Dauer erzielen zu können. Besser sind $20‘000 oder mehr.
Covered Call vs Naked Call: Definitionen und Anwendung
Definitionen: Short Call, Naked Call und Covered Call
Ein Short Call bezeichnet allgemein den Verkauf einer Kaufoption, durch welchen sich der Verkäufer verpflichtet, dem Käufer 100 Aktien zum Basispreis (Strike) zu verkaufen, wenn der Aktienkurs bei Verfall über dem Strike steht. Dafür bekommt er vom Käufer eine Prämie.
Ein Covered Call, zu deutsch „gedeckte Kaufoption“, ist ein Short Call bei welchem der Stillhalter die entsprechende Anzahl Aktien zum Zeitpunkt des Optionsverkaufs besitzt. Genau das ist der Unterschied zum Naked Call, zu deutsch „nackte Kaufoption“, bei welchem der Verkäufer nicht im Besitz der erforderlichen Aktien ist.
Covered Call vs. Naked Call: ein gravierender Unterschied
Der entscheidende Unterschied zwischen einem Covered und einem Naked Call ist das Risikoprofil: der Covered Call zählt zu den sichersten Optionsstrategien überhaupt, der Naked Call ist eine der risikoreichsten.
Während man Covered Calls (ebenso wie Cash-Secured Puts) problemlos in einem einfachen Cash-Account schreiben kann (man braucht lediglich eine „Level 1“ Freigabe für den Optionshandel, welche leicht zu bekommen ist), kann man Naked Calls in Cash-Accounts aufgrund des theoretisch unbegrenzten Risikos gar nicht schreiben. Selbst in Margin-Accounts ist eine hohe Freigabestufe („Level 4 oder 5“, je nach Broker) erforderlich. Während Covered Calls also eine sehr geeignete Strategie für Aktieninvestoren ist, die in den Optionshandel einsteigen wollen, sind Naked Calls nur etwas für Options-Profis.
Schauen wir uns in einem konkreten Beispiel an, warum das so ist.
Beispiel Fulgent Genetics (FLGT)
Betrachten wir das konkrete Beispiel eines Short Calls auf FLGT zum Strike von $72 mit Fälligkeit am 19. Februar 2021. Der Stillhalter verpflichtet sich, dem Optionsinhaber 100 FLGT Aktien zum Kurs von $72 zu verkaufen, sofern der Aktienkurs über dem Strike steht. Dafür bekommt er eine Prämie von $7.20 pro Aktie. Beim Verkauf der Option am 11. Januar steht der FLGT-Kurs bei $60. Während Herr Cashflowprofi vor dem Verkauf seines Calls 100 Aktien à $60 kauft (Covered Call), verkauft Herr Renditegeil den Call ohne die Aktien zu besitzen (Naked Call). Schauen wir uns an, was passiert, als die Aktie anfängt, immer weiter zu steigen.
Fall 1: Herr Renditegeil schreibt einen Naked Call
Herr Renditegeil schließt zwar nicht aus, dass sich der Kurs im kommenden Monat positiv entwickeln könnte, da die Aktie des Covid-Test Herstellers durch den Wiederanstieg der Covid-Infizierten gestützt werden könnte. Mehr als 20% hält er aber auf so kurze Zeit für äußerst unwahrscheinlich, weshalb er sich gegen den Kauf der Aktien entscheidet, obwohl er $10’000 in bar auf seinem Konto hat. Notfalls hat er vor, seine Option einfach zu „rollen“ (das bedeutet, das er die Option mit Verlust zurückkauft und gleich eine weitere Option schreibt, in der Regel mit einer längeren Laufzeit).
Als die Aktie bereits am 13. Januar $71 erreicht und damit schon dicht am Geld steht, ärgert sich Herr Renditegeil. Wie kann das sein? Es ist im Grunde „nichts passiert“ und schon steht die Aktie fast 20% im Plus?! Viel schlimmer noch: die implizite Volatilität ist hochgeschossen, und wenn er seine Position jetzt schließen wollte, müsste er $1‘470 zahlen – ein Verlust von -$750 (= 100 x $7.20 – $1‘470) in 2 Tagen. Natürlich könnte er auch rollen… Aber nein, denkt er sich: das kann so nicht weiter gehen. Bestimmt macht die Aktie bald wieder einen Rücksetzer.
Und tatsächlich, am 15. Januar geht der Kurs auf $68 zurück. Herr Renditegeil fühlt sich bestätigt, und geht von einem weiteren Kursrückgang aus. Am 26. Januar springt die Aktie dann plötzlich ins Geld und schießt auf $76 hoch. Der Rückkauf würde nun $2‘020 kosten – ein Verlust von -$1‘300. Aber es muss doch wieder heruntergehen, oder? Nein: am 27. Januar schließt die Aktie auf $86 und immer weiter, bis sie am 2. Februar ein Zwischenhoch bei knapp $141 erreicht.
Der Broker ruft Herrn Renditegeil an (der befürchtete Margin-Call): er muss Geld auf sein Margin-Account nachschießen, um seine Position zu decken, die nun bereits -$7’900 im Minus steht! Herr Renditegeil schießt schnell $5’000 nach, um zu verhindern, dass seine Position sofort liquidiert wird. Am gleichen Tag stürzt die Aktie noch auf $117 zurück, und Herr Renditegeil atmet auf.
Zwischen dem 5. Und dem 9. Februar schießt die Aktie schließlich auf ihr bisheriges Allzeithoch von $189 hinauf. Der Broker ruft Herrn Renditegeil erneut an. Da er diesmal nicht mehr nachschießen konnte, wurde die Position beim Kurs von $172 zwangsgeschlossen – zum Rückkaufwert von $10‘720. Damit hat Herr Renditegeil soeben einen Verlust von -$10‘000 (=$720 – $10‘720) realisiert.
Fall 2: Herr Cashflowprofi schreibt einen Covered Call
Herr Cashflowprofi ist aufgrund der Covid-Entwicklung „bullish“ auf FLGT, und hat sich deshalb 100 Aktien zum Preis von $60 gesichert. Da aber auch er nicht von einer schlagartigen Kursexplosion ausgeht, verkauft er anschließend ebenfalls den FLGT $72-Strike Call mit Laufzeit zum 19. Februar. Neben einer erhofften positiven Kursentwicklung sichert er sich damit auf jeden Fall $720 Gewinn in etwas mehr als einem Monat.
Die weitere Kursentwicklung ist uns ja bereits bekannt. Was aber lief für ihn im Anschluss anders, als bei Herrn Renditegeil?
Zunächst einmal dazu, was genau gleich verlief: der Call hat schnell und massiv an Wert gewonnen, was sich im Portfolio als unrealisierter Verlust von bis zu -$12‘200 bemerkbar machte! Der große Unterschied: dagegen stand Herr Cashflowprofis Aktienposition mit einem nicht realisierten Gewinn von bis zu $12‘900 (=($189 – $60) x 100). In Summe war Herr Cashflowprofi damit nie im Minus, und hat auch von seinem Broker keinen Anruf bekommen.
Am 11. Februar wurde die (sehr tief im Geld stehende) Option vorzeitig ausgeführt, und Herr Cashflowprofi musste seine 100 Aktien zum Preis von $72 abgeben. Daraus entstand ihm immerhin ein Kursgewinn von $1‘200 (=($72 – $60) x 100), so dass er in Summe einen Gewinn von $1‘200 + $720 = +$1‘920 realisieren konnte.
Auch wenn das natürlich bedeutend geringer ist, als die $12‘900, die er in diesem Fall „theoretisch“ mit den Aktien hätte verdienen können (wenn er genau bei $189 verkauft hätte), ist das eine stolze Jahresrendite von über 380%!
Fazit: Ein Naked Call bringt ein (theoretisch unbegrenzt) hohes Verlustrisiko mit sich. Mit einem Covered Call geht man nicht mehr Risiko ein, als ein Aktienanleger, und kann dabei einen regelmäßigen Cashflow mit attraktiven Renditen erzeugen. Gelegentlich kommt es bei sehr positiver Kursentwicklung zu Opportunitätskosten.
Der Options-Profi wird zu Recht darauf hinweisen, dass sich ein Naked Call anderweitig absichern lässt, und auch immer die Möglichkeit besteht, den Put vorzeitig mit Verlusten zurückzukaufen bzw. zu rollen. Das ist natürlich korrekt, erfordert jedoch mehr Know-How und ein aktiveres Management der Position. Daher ist für Options-Einsteiger oder für Aktienanleger auf der Suche nach Renditeoptimierung der Covered Call die sicherere Wahl.
Bei Cashflow mit Optionen werden Calls ausschließlich als Covered Calls verkauft. Deshalb ist eine der Grundvoraussetzungen für diese Strategie die Bereitschaft, Aktien zu erwerben und zumindest vorübergehend zu halten. Finde hier heraus, welche anderen Grundvoraussetzungen es gibt, und ob diese Strategie auch dir helfen könnte, monatlich, systematisch und dauerhaft Einkommen zu generieren.
Wer verkauft (Covered) Calls und warum?
Es gibt verschiedene Optionsstrategien, bei welchen der Verkauf von Calls ins Spiel kommt. Um die unterschiedlichen Zielsetzungen beispielhaft zu veranschaulichen, nutze ich drei Stereotypen von Call-Verkäufern. Dies ist natürlich eine vereinfachte Darstellung, die der Verständlichkeit des Sachverhalts dienen soll.
Wenn du bereits den Beitrag zum Cash-Secured Put gelesen hast, wirst du erkennen, dass es sich um dieselben Typen von Stillhaltern handelt. Hier geht’s gleich zum Fazit.
Typ #1: Der Optionstrader
- Er ist primär darauf aus ist, durch den aktiven Handel (Verkauf & Rückkauf) mit Optionen Geld zu verdienen.
- Er hat kein Interesse daran, Aktien zu erwerben bzw. zu halten.
- Es ist ihm daher aus fundamentaler Sicht egal, auf welche Aktie er Optionen handelt, solange seine Tradingkriterien im Hinblick auf Gewinnchance und Rendite erfüllt sind.
- Er geht von einer wahrscheinlichen Ab- oder Seitwärtsbewegung des Aktienkurses aus, wodurch er seine Option günstiger zurückkaufen könnte, als er sie verkauft hat.
- Er nutzt meist komplexere Optionsstrategien (z.B. Spreads), um sich gegen höhere Verluste abzusichern, und legt im Vorfeld fest, wann er Gewinne mitnimmt oder Verluste begrenzt.
- Er hält Optionen (fast) nie bis zum Verfall, so dass er nicht riskiert, Aktien andienen zu müssen.
Für die Strategie des Optionstraders ist ein Regelwerk entscheidend, welches sicherstellt, dass er mit den gewinnenden Trades auf Dauer mehr einnimmt, als er mit den verlierenden Trades abgibt. Hier werden oftmals Indikatoren herangezogen, um die Aktie und den Zeitpunkt des Optionsverkaufs zu bestimmen. Auch sind von vornherein definierte Gewinnziele und Verlustgrenzen pro Trade erfolgsentscheidend.
Da die Aktien jedoch nicht gehalten werden, ist eine Fundamentalanalyse unnötig. Der Optionstrader braucht auch weniger Kapital und wird seine Margin (in Form von Naked Calls) in der Regel in Anspruch nehmen, um seine Rendite zu optimieren, während er sein Risiko anderweitig absichert.
Typ #2: Der Aktieninvestor
- Er ist primär darauf aus ist, Aktien längerfristig zu halten, um an deren Wertsteigerung teilzuhaben.
- Er nutzt Call-Optionen, um seine Rendite zu erhöhen (vor allem in vorübergehenden Seitwärts- oder Abwärtsphasen).
- Da er meist nicht beabsichtigt, die Aktien zu verkaufen, rollt er bei Bedarf seine Option zu einem höheren Basispreis in die Zukunft.
- Alternativ könnte er nach (einer unerwünschten) Abgabe der Aktien diese auch erneut kaufen oder einen Cash-Secuted Put schreiben.
- Er geht das Risiko ein, dass die Aktien stark ansteigen, und er sie günstiger abgeben bzw. teurer nachkaufen muss (Opportunitätskosten).
Beim Aktieninvestor stehen Kursgewinne (und manchmal Dividenden) durch das Halten der Aktien im Vordergrund. Er verkauft Covered Calls um langfristig seine Rendite zu verbesseren und regelmäßigen Cashflow zu erzielen.
Die Prämien dienen mitunter als „Hedge“, wenn sich der Aktienkurs zeitweilig nach unten oder gar nicht bewegt. Dafür kommt es gelegentlich zu Opportunitätskosten, wie im vorigen Beispiel von FLGT. Man sollte sich daher gut überlegen, auf welche Aktien man als Langzeitinvestor Covered Calls schreibt: Growth Aktien mit hoher Volatilität eignen sich in der Regel weniger, als „Blue Chip“ Aktien mit einem langfristigen aber meist langsameren Kursanstieg.
Typ #3: Der Cashflow-Stillhalter
- Er ist primär darauf aus ist, über die Optionsprämie regelmäßigen Cashflow zu erzeugen.
- Der Erwerb von Aktien gehört zwar zu seiner Strategie, er ist aber nicht darauf aus, diese langfristig zu halten.
- Oft kauft er die Aktien nicht direkt, sondern über einen Cash-Secured Put (siehe Wheel Strategy).
- Er schreibt Calls meist zu einem Basispreis, der mindestens seinem Kaufkurs entspricht, so dass kein Verlust aus Aktien entstehen kann.
- Er kauft Optionen selten vorzeitig zurück, da der Verkauf der Aktien zum Basispreis oft sein Ziel ist.
Cashflow-orientierte Stillhalter, wie Herr Cashflowprofi aus dem vorherigen Beispiel, handeln auf einem Spektrum irgendwo zwischen Optionstrader und Aktieninvestor. Es gibt natürlich nicht nur eine Cashflow-Strategie mit Optionen. Was die meisten Strategien gemeinsam haben ist, dass Calls nur auf gehaltene Aktien geschrieben werden, sprich als Covered Calls.
Die Aktie spielt also durchaus auch aus fundamentaler Sicht eine wichtige Rolle, wobei der Haltehorizont kürzer ist, als beim langfristig orientierten Aktieninvestor. Um das Timing des Optionsverkaufs oder den Basispreis zu „optimieren“ kann zusätzlich Charttechnik herangezogen werden.
Fazit: Der Covered Call ist nur für Stillhalter sinnvoll, zu deren Strategie es gehört, Aktien zu kaufen und zumindest vorübergehend zu halten. Das ist der Fall beim Aktieninvestor und in aller Regel auch beim Cashflow-orientierten Stillhalter. Wer hingegen ohnehin beabsichtigt, seinen Call (möglichst mit Gewinn) vorzeitig zurückzukaufen, der erzielt mit einer effektiven Trading-Strategie höhere Gewinne mit Naked Calls, die er mit anderen Methoden absichern kann.
Cashflow mit Optionen ist eine Cashflow-orientierte Stillhalterstrategie, bei welcher der regelmäßige Erwerb von Aktien Teil des Plans ist. In der Rubrik Strategie erfährst du, wie auch du monatlich mit geringem Zeitaufwand und kontrolliertem Risiko regelmäßiges Einkommen erzielen kannst.

(Bild: Pixabay, Gerd Altmann)
Vor- und Nachteile des Covered Calls
Ein ausgezeichnetes Risiko-Rendite Verhältnis
Genau wie beim Cash-Secured Put ist der größte Vorteil des Covered Calls das außergewöhnlich gute Risiko-Rendite Verhältnis. Zumindest habe ich für mich keine andere Anlageklasse entdecken können, bei der ich so konstant und verhältnismäßig „risikoarm“ eine überdurchschnittliche Rendite erzielen kann, wie mit dem Verkauf von Optionen.
An dieser Stelle möchte ich kurz erklären, was ich unter „risikoarm“ verstehe. Zunächst möchte ich deutlich klarstellen, dass der Handel mit Aktien und Optionen grundsätzlich sehr hohe Kapitalverlustrisiken mit sich bringt (siehe auch meinen Disclaimer). Wer aber wie ich ohnehin in Aktien investiert, der kann mit der richtigen Stillhalterstrategie ohne zusätzliches Risiko seine Rendite oft deutlich steigern.
Im Gegensatz zur Rendite von ca. 9%1, welche man z.B. zwischen 1970 und 2018 mit dem MSCI World erzielen konnte, bieten Cashflow-orientierte Stillhalterstrategien aus eigener Erfahrung und Recherche2 noch höhere Renditechancen. Dadurch, dass der Stillhalter anders als der Aktieninvestor nicht nur in steigenden Marktphasen, sondern auch bei Seitwärtsbewegungen gewinnt, verläuft die Performance auch gleichmäßiger, als mit Aktien.
Schauen wir uns an dieser Stelle einige konkrete Beispiele von Call Optionen und deren auf das Jahr hochgerechneten Renditen an. Alle nachfolgenden Optionen haben eine Restlaufzeit von 1-3 Wochen. Der Basispreis wurde zur besseren Vergleichbarkeit jeweils im Bereich eines Deltas von 0.20 und 0.25 gewählt. Die Optionen unterscheiden sich durch die (implizite) Volatilität der zugrunde liegenden Aktien. Je höher die Volatilität, desto höher das Risiko und ebenso die Rendite. Alle Renditen wurden exklusive Kursgewinne berechnet, sprich es wird davon ausgegangen, dass die Aktien zum Basispreis erworben wurden.
(Bild: eigene Tabelle, Daten von Januar & Februar 2021)
* Jahresrendite vor Steuern und Gebühren: (Prämie / Basispreis) / Laufzeit x 360
Die allgemeine Marktvolatilität (z.B. gemessen am VIX3, dem Volatility Index) sowie aktienspezifische Faktoren (z.B. ein anstehender Earnings Release) können mitunter zu starken Schwankungen der impliziten Volatilität und damit Renditen führen (mehr darüber im Beitrag zur Bewertung von Optionen).
Als grobe Daumenregel lässt sich unter „normalen Umständen“ festhalten, dass man im Delta-Bereich 0.20-0.25 mit folgenden Renditen rechnen kann:
Bei etablierten, stabilen Konzernen mit unterdurchschnittlicher Volatilität („Blue-Chips“) liegen Jahresrenditen oft im unteren zweistelligen Bereich (grün= moderates Risiko).
Bei wachstumsorientierten Großunternehmen mit erhöhter Volatilität steigen die Renditen in den mittleren zweistelligen Bereich (gelb= mittleres Risiko).
Bei neuen oder kleineren Unternehmen, oftmals „Small-Caps“ oder „Medium-Caps“, welche z.B. erst kürzlich einen Börsengang hinter sich haben, oder welche anderweitig mit großen Unsicherheiten behaftet sind, liegt die implizite Volatilität oft über 100% und Renditen liegen im hohen zweistelligen oder sogar im dreistelligen Bereich (orange= hohes Risiko).
Anhand dieser Beispiele erkennt man, dass man selbst mit verhältnismäßig überschaubarem Risiko zweistellige Renditen erzielen kann. Statistisch wird man bei Delta 0.2 im Schnitt bei einer von fünf Optionen die Aktien verkaufen müssen; bei den restlichen vier Optionen steckt man einfach die Prämie ein. Allerdings ist bei Cashflow-Strategien der Verkauf der Aktien sowieso meist Teil des Plans: das primäre Ziel sind Cashflow und Gewinne aus Prämien, nicht aus Kurssteigerungen.
Aber kann auch etwas so richtig schief gehen? Damit befassen wir uns im nächsten Abschnitt.
Hohes Verlustrisiko: was kann schief gehen?
Zuerst einmal die gute Nachricht: mit einem Covered Call kann man keine Verluste machen, solange:
man den Basispreis nicht zu niedrig ansetzt (>= Kaufpreis – Prämie)
man den Call nicht vorzeitig mit Verlusten zurückkauft
Beide Bedingungen hat der Stillhalter in seiner vollen Kontrolle, denn er entscheidet über Basispreis und Rückkauf.
Das Verlustrisiko hängt mit der Aktienposition zusammen, welche man als Sicherheit hält. Dies wird auch im folgenden Abbild veranschaulicht.
(Bild: eigene Darstellung)
Im Gegensatz zum Naked Call liegt das Verlustrisiko beim Covered Call auf der Seite fallender Aktienkurse. Anders als das theoretisch unbegrenzte Risiko beim Naked Call, ist das maximale Risiko beim Covered Call definiert: es ist der Aktienkaufpreis abzgl. der erhaltenen Prämie. Damit steht der Stillhalter eines Covered Calls im Fall eines Kurseinbruchs auch immer (etwas) besser da, als der Aktienanleger.
Dennoch könnte der Totalausfall einer Aktie auch für den Stillhalter verheerende Folgen haben. Bei starker Diversifizierung leidet bestenfalls nur die Rendite, ansonsten kann auch schnell das Überleben eines Portfolios auf dem Spiel stehen.
Auf der Gewinnseite sind sowohl der Naked Call als auch der Covered Call begrenzt. Dennoch ist beim Covered Call zusätzlich zur Prämie die Differenz zwischen dem Basispreis und dem Kaufpreis der Aktie zu beachten.
Um einen Verlust zu vermeiden darf der Basispreis nicht niedriger sein, als der Kaufpreis abzgl. der Prämie (Break-even). Um die Prämie als Gewinn behalten zu können ist es in der Praxis allerdings besser, den Basispreis mindestens auf Höhe des Kaufpreises zu setzen. Setzt man den Strike über den Kaufpreis der Aktie können zzgl. zur Prämie auch Kursgewinne realisiert werden, wie im obigen Beispiel abgebildet.
Das orangene Dreieck veranschaulicht das Szenario, in welchem der Aktienanleger höhere Gewinne erzielt, als der Stillhalter. Diese Opportunitätskosten entstehen dem Stillhalter dann, wenn der Aktienkurs höher ist, als der Strike zzgl. der Prämie.
Fazit: der Covered Call hat damit ein ähnliches Risikoprofil, wie der Cash Secured Put: in beiden Fällen liegt das Verlustrisiko im langfristigen Wertverlust der zugrundeliegenden Aktie. Damit ist die Auswahl von soliden Aktien das „A“ und „O“ für den Erfolg als Cashflow-orientierter Stillhalter. Die richtige Aktienauswahl ist auch ein grundlegender Teil der Cashflow mit Optionen-Strategie.
Temporäre Schwankungen unterhalb des Kaufpreises gehören bekannterweise zum Geschäft, wenn man in Aktien investiert. Solch unrealisierte Verluste können je nach Aktie und Marktlage mitunter auch -20%, -30% oder gar -50% betragen. Wer jedoch vom Wert der Aktie überzeugt bleibt und nicht in Panik gerät, hat einen langen Atem. Als Stillhalter gibt es zudem Möglichkeiten, weiter Geld durch Prämien zu verdienen, selbst wenn eine Aktie einmal stark im Minus steht. Mehr dazu in der Rubrik Strategie.
Fünf Schritte zum Schutz gegen (größere) Verluste
Aufgrund des ähnlichen Risikoprofils des Cash-Secured Puts und des Covered Calls sind auch die Schutzmaßnahmen dieselben. Da diese hier bereits ausführlicher beschrieben wurden, zähle ich sie an dieser Stelle nur noch einmal in Kurzform auf:
Sorgfalt bei der Aktienauswahl: schreibe nur auf Aktien Optionen, welche du auch bereit bist, mittel- bis langfristig im Depot zu halten.
Ausreichende Diversifizierung: keine Einzelposition sollte einen zu großen Anteil des Gesamtportfoliowertes ausmachen.
Exit Strategie festlegen: dies kann ein fester Stopp-Loss sein oder ein qualitativer Trigger, welcher das Halten der Aktie infrage stellt.
Ausreichende Prämienrendite: diese sollte stets höher sein, als die Gesamtrendite, die man im Durchschnitt erzielen möchte. Bei Calls auch darauf achten, dass Basispreis >= Aktienkaufkurs.
Unberechenbare Ereignisse vermeiden: Earnings Call und ähnliche bekannte Events, welche die Volatilität (und das Risiko) nach oben treiben, sollten möglichst nicht während der Optionslaufzeit stattfinden.
Im Rahmen der Cashflow mit Optionen–Strategie gehe ich noch einmal vertiefend auf jeden dieser Punkte ein.
Fazit:
Das Risiko beim Covered Call liegt im Besitz der Aktien. Die Absicherungsmethoden sind dieselben wie für den Cash-Secured Put, und ähneln denen eines Aktienanlegers. Zusätzlich sollte der Cashflow-orientierte Stillhalter darauf achten, dass er stets eine ausreichende Prämienrendite erzielt, welche es ihm trotz zu erwartender Rücksetzer ermöglicht, seine Zielrendite im Durchschnitt zu erreichen. Zur Risikoreduzierung sollten bekannte Ereignisse mit großem Kursvolatilitätspotenzial während der Optionslaufzeit gemieden werden.
Zwei vermeintliche Nachteile des Covered Calls
Ähnlich wie beim Cash-Secured Put überwiegen beim Covered Call die Vorteile – das Risiko-Rendite Profil ist hervorragend, und für den Investor, der bereits Aktien besitzt, erhöht die Covered Call Strategie das Risiko eines Verlusts gar nicht – dafür aber in aller Regel die Rendite… aber eben nur in aller Regel, denn es gibt auch einen Nachteil: Opportunitätskosten.
Nachteil #1: Opportunitätskosten gegenüber dem Aktienanleger
Wie Opportunitätskosten entstehen können wurde durch das eingehende Beispiel von Herrn Cashflowprofi veranschaulicht, der am 11. Januar einen $72 Covered Call auf FLGT schrieb. Obwohl der Basispreis 20% über seinem Kaufkurs von $60 lag, was bei einer Laufzeit von einem Monat nach jeglichem Maßstab eine fantastische Kurssteigerung darstellt, musste er mit ansehen, als der Kurs nicht mehr aufhören wollte zu steigen, bis er schließlich $189 erreichte… mit perfektem Verkaufstiming wäre ohne den Call rein theoretisch ein Gewinn von $12‘900 möglich gewesen, wogegen die $1‘920, welche wir stattdessen inklusive Prämie verdient haben, natürlich „mickrig“ aussehen.
Rational betrachtet ist das eine zu Unrecht negative Einschätzung eines eigentlich herausragenden Gewinns. $1‘920 Gewinn innerhalb eines Monats mit einem Kapitaleinsatz von $6‘000 entspricht immerhin 384% Jahresrendite (= 1‘920 * 12 / 6‘000). Die explosive Kurssteigerung kurz nach dem Aktienkauf war ein absoluter Ausnahmefall. Dagegen waren die $720 Prämie ein sicherer Gewinn aus dem Call, unabhängig des Aktienverlaufs. Sofern die Aktie langfristig über $60 bleibt, wovon Herr Cashflowprofi aus fundamentaler Sicht ausging, war dieser Trade ein sicherer Gewinn.
„Lieber ein Spatz in der Hand, als zwei Tauben auf dem Dach.“ Opportunitätskosten sind im Einzelfall sehr ärgerlich, keine Frage. In Summe bzw. auf Dauer bewährt sich eine Stillhalterstrategie durch (relativ) konstante, systematische Gewinne, die obendrein eine attraktive Rendite liefern.
Nachteil #2: Ohne Startkapital geht es nicht
Ein weiterer möglicher Nachteil von Covered Calls ist das erforderliche Kapital, welches zum Kauf der Aktien notwendig ist. Im Zusammenhang mit der vorgegebenen Kontraktgröße von 100 Aktien pro Aktienoptionen sind sowohl Cash-Secured Puts als auch Covered Calls relativ kapitalintensive Strategien.
Wie bereits an anderer Stelle beschrieben wird für die Cashflow mit Optionen-Strategie ein Eigenkapital von mindestens $10‘000 als Grundvoraussetzung empfohlen. Mehr Flexibilität bietet eine Kaufkraft ab $20‘000. Dies gewährleistet eine ausreichende Diversifizierung und verhindert, dass Ordergebühren zu stark an der Rendite nagen.
Wer das nötige Kapital noch nicht beisammen hat, der kann die Zeit nutzen und schon einmal in einem sogenannten Paper-Account üben. Das ist ein Demo-Konto, wo mit fiktivem Geld gehandelt werden kann. Viele Broker wie auch CapTrader bieten ein solches Konto vollkommen kostenlos an (mehr dazu hier).
ACHTUNG: sämtliche Inhalte dieser Seite stellen keine Anlageberatung oder -empfehlung dar. Das Handeln mit Aktien und Optionen ist mit erheblichen Risiken behaftet. Mehr dazu hier.
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Fußnoten:
1. MSCI World Performance 1970-2018 (ystat.org)
2. Verschiedene Erfahrungsberichte über Renditemöglichkeiten mit Stillhalterstrategien (Passive Income 24, Geldschnurrbart, Mission Cashflow, Finanzmixerin)
3. CBOE Volatility Index (VIX) (cboe.com)
Wissen
Lerne gezielt und ohne Umschweife, was du über Optionen wissen musst, um als Stillhalter erfolgreich zu sein.
- Ziele: Finde heraus, ob und wie auch du als Cashflow-Stillhalter deine persönlichen Finanzziele erreichen kannst.
- Strategie: Erfahre Schritt für Schritt, wie du als Stillhalter bei kontrolliertem Risiko hohe Renditen erzielen kannst.
- Umsetzung: Profitiere von praktischen Tipps und Tricks, die dir tagtäglich bei der konsequenten Umsetzung helfen.
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