Rubrik: Wissen
Was ist ein Cash-Secured Put? Vor- und Nachteile in der Praxis.
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(Bild: Pixabay, Author: Tumisu. Bild wurde weiter bearbeitet.)
Das Wichtigste in Kürze
In diesem Beitrag erfährst du, was ein Cash-Secured Put ist, mit welchen Zielen er gehandelt wird, und welche wesentlichen Vor- und Nachteile er mit sich bringt. Dieser Beitrag setzt voraus, dass du bereits mit den grundlegenden Eigenschaften von Optionen vertraut bist. Falls du dein Grundwissen über Optionen noch einmal auffrischen möchtest, schaue dir gerne den Einführungsbeitrag an. Auch hier gehen wir nachfolgend von Aktienoptionen aus, auf welchen die Cashflow mit Optionen-Strategie aufbaut.
Wie immer zunächst das Wichtigste in Kürze:
- Der Cash-Secured Put ist eine Kaufoption, die durch ausreichend Bargeld gedeckt ist, damit die Aktien im Falle der Optionsausführung gekauft werden können.
- Der Cash-Secured Put ist ein grundlegendes Instrument für jeden Cashflow-orientierten Stillhalter, welches bei kontrolliertem Risiko sehr attraktive Renditen bietet. Ohne mehr Risiko einzugehen als der Buy & Hold Investor, sind zweistellige Jahresrenditen mit der richtigen Strategie und Umsetzung langfristig möglich.
- Das Risiko beim Cash-Secured Put liegt im starken bzw. dauerhaften Wertverlust der gehandelten Aktie. Dennoch stellen der Kursabschlag zwischen aktuellem Tageskurs und Basispreis, sowie die erhaltene Prämie, Vorteile des Stillhalters gegenüber des Aktienanlegers dar.
- Die sorgfältige Aktienauswahl, eine angemessene Diversifizierung, sowie eine ausreichende Prämienrendite sind mitunter entscheidend für die Minimierung des Risikos und Optimierung der langfristigen Rendite.
- Cash-Secured Puts erfordern ausreichend Startkapital, um effektiv umgesetzt werden zu können. Im Rahmen der Cashflow mit Optionen-Strategie sehe ich zum Beispiel $10‘000 als Minimum an, um bei kontrolliertem Risiko eine gute Rendite auf Dauer erzielen zu können. Besser sind $20‘000 oder mehr.
Cash-Secured Put vs Naked Put: Definitionen und Anwendung
Definitionen: Short Put, Naked Put und Cash-Secured Put
Ein Short Put bezeichnet allgemein den Verkauf einer Verkaufsoption, durch welchen sich der Verkäufer verpflichtet, dem Käufer 100 Aktien zum Basispreis (Strike) abzukaufen, wenn der Aktienkurs bei Verfall unter dem Strike steht. Dafür erhält er vom Käufer eine Prämie.
Ein Cash-Secured Put, frei übersetzt als “mit Bargeld gesicherte Verkaufsoption“, bezeichnet einen Short Put bei welchem ausreichend Barmittel verfügbar sind, um im Falle der Optionsausübung die Aktien zum Basispreis erwerben zu können. Darin unterscheidet er sich vom Naked Put, auf deutsch „nackte Verkaufsoption“, bei welchem keine ausreichende Barmitteldeckung vorhanden ist.
Cash-Secured vs. Naked Put: ein gravierender Unterschied
Der entscheidende Unterschied zwischen einem Cash-Secured Put und einem Naked Put ist das Risikoprofil: während der Cash-Secured Put aus Sicht eines Aktienanlegers eine der sichersten Optionsstrategien überhaupt ist, birgt der Naked Put (ohne weitere Absicherung) ein hohes Verlustrisiko.
Während man Cash-Secured Puts problemlos in einem einfachen Cash-Account schreiben kann, kann man Naked Puts in Cash-Accounts aufgrund des hohen Verlustrisikos grundsätzlich nicht verkaufen. Selbst in Margin-Accounts ist eine hohe Freigabestufe (Level 4 oder 5, je nach Broker) erforderlich. Cash-Secured Puts sind eine geeignete Strategie für Aktieninvestoren ist, die ihre Rendite mit Optionen optimieren wollen, wogegen Naked Puts nur etwas für Options-Profis sind.
Schauen wir uns in einem konkreten Beispiel an, warum das so ist.
Beispiel Apple (AAPL)
Betrachten wir das konkrete Beispiel eines Short Puts auf Apple zum Strike von $126 mit Fälligkeit 15. Januar 2021. Der Stillhalter verpflichtet sich, dem Optionsinhaber 100 Apple Aktien zum Kurs von $126 abzukaufen, sofern der Aktienkurs unterhalb des Strikes fällt. Dafür bekommt er eine Prämie von $1 pro Aktie. Um die Aktien kaufen zu können, bräuchte der Stillhalter demzufolge (126 – 1) x 100 = $12‘500 Kaufkraft. Beim Verkauf der Option am 4. Januar steht der Apple-Kurs bei $130. Am 15. Januar steht die Apple Aktie bei $120, und die Option wird ausgeführt.
Fall 1: Herr Renditegeil schreibt Naked Puts im Margin-Account
Herr Renditegeil hat $4‘000 Bargeld in seinem Margin-Account, woraus sich eine Kaufkraft von $8‘000 ergibt, da ihm der Broker für den Aktienkauf einen Kredit in Höhe vom doppelten des Eigenkapitals einräumt. Für den Verkauf eines Apple-Puts fordert der Broker lediglich $2‘500 (=20% von $12‘500) Eigenkapital als Sicherheit.
Herr Renditegeil geht davon aus, dass die Apple Aktie auf keinen Fall unter $126 fallen wird, und entscheidet sich, oben genannte Put-Option auf Apple zu verkaufen, um die $1 x 100 = $100 Prämie zu kassieren. Damit hat Herr Renditegeil einen Naked Put verkauft, denn er hat nicht ausreichend Kaufkraft, um die Aktien zum Basispreis zu erwerben.
Nehmen wir an, Herr Renditegeil kauft seine Option nicht vorzeitig (mit Verlust) zurück. Was passiert also, als am 15. Januar die Option beim Aktienkurs von $120 ausgeführt wird? Da Herr Renditegeil nur ($4‘000 + $100) x 2 = $8‘200 Kaufkraft hat, kann er die Aktien im Wert von $126 x 100 = $12‘600 nicht kaufen. Sein Broker kauft daher die Aktien zunächst an seiner Stelle. Der Broker verlangt dann mit dem berühmt berüchtigten „Margin-Call“ von Herrn Renditegeil die sofortige Einzahlung des fehlenden Kapitals.
Wird das fehlende Kapital nicht umgehend (in der Regel am gleichen Tag) nachgeschossen, verkauft der Broker die Aktien spätestens am Folgetag „bestens“ – das heißt egal, wo der Kurs steht. Dadurch verliert Herr Renditegeil komplett die Kontrolle über den Verkaufszeitpunkt der Aktien und geht ein hohes Verlustrisiko ein. Fallen beispielsweise die Aktien über Nacht weiter und werden schlussendlich für $115 pro Aktie verkauft, entsteht ihm ein Verlust von ($115 – $126) x 100 + $100 = -$1‘000. Je nach Aktie und Kursentwicklung kann es natürlich zu noch bedeutend erheblicheren Verlust kommen.
Fall 2: Frau Nummersicher Cash-Secured Puts im Cash-Account
Frau Nummersicher, die ausschließlich Cash-Secured Puts verkauft, hat $20‘000 Bargeld auf ihrem Cash-Account. Da sie einen Cash-Account hat, muss sie beim Verkauf das gesamte Eigenkapital von $12‘500 verfügbar haben, und kann dieses Geld während der Optionslaufzeit auch nicht anderweitig verwenden. Nach der Ausführung der Option am 15. Januar besitzt sie 100 Apple Aktien zum Kaufwert von $12‘600 (=$126 x 100), die einen aktuellen Wert von $12‘000 (=$120 x 100) haben. Damit hat Frau Nummersicher zunächst einen unrealisierten Verlust von -$600 (=$12‘000 – $12‘600), dem ein realisierter Gewinn von $100 aus der Put-Prämie gegenübersteht.
Auch wenn die Aktie am nächsten Tag erst einmal weiter fällt: sie behält die Ruhe und die volle Kontrolle. Sie hat nämlich den Put auf Apple geschrieben, weil sie davon überzeugt ist, dass der Apple Kurs mittel- bis langfristig steigen wird. Während sie auf einen Wiederanstieg des Kurses wartet, kann sie derweilen weiter Geld als Stillhalterin verdienen – zum Beispiel mit Covered Calls (dazu mehr im entsprechenden Beitrag).
Mit einem Cash-Secured Put, der ausschließlich von Eigenkapital gedeckt ist, behält man zu jederzeit die volle Kontrolle über die erworbenen Aktien, und geht somit nie mehr Risiko ein, als der Buy & Hold Aktieninvestor, der dieselben Aktien gekauft hat.
Wer auf Nummer sicher gehen will, dass er nie einen Margin-Call erhält, der sollte unbedingt nur mit Eigenkapital handeln – am Einfachsten über die Nutzung eines Cash-Accounts. Wer seine Rendite mit kontrolliertem Risiko optimieren will, der kann ein sogenanntes Margin-Account nutzen, um seine Kaufkraft über sein eigenes Kapital hinaus zu erhöhen.
Fall 3: Herr Cashflowprofi schreibt Cash-Secured Puts im Margin-Account
Herr Cashflowprofi hat ebenfalls $20’000 Bargeld, nutzt aber ein Margin-Account, welches ihm $40‘000 Kaufkraft einräumt. Er verkauft anstatt einer gleich zwei Put-Optionen auf Apple zum Strike $126 / Prämie $1. Es handelt sich hier ebenfalls um Cash-Secured Puts, solange Herr Cashflowprofi sicherstellt, dass er immer ausreichend Kaufkraft für den Erwerb der Aktien behält. Als die Optionen ausgeführt werden, zahlt er 2 x 100 x $126 = $25‘200 für 200 Apple-Aktien. Da er nur $20‘200 Eigenkapital hat ($20‘000 Startkapital + 2 x $100 Prämien), nutzt er $5‘000 seiner Kreditlinie, welche ihm der Broker zur Verfügung stellt (=$25‘200 – $20‘200).
Ein Margin-Call würde hier nur eintreten, wenn die Aktien so stark fallen, dass die sogenannte „Maintenance Margin“, sprich der vom Broker geforderte minimale Eigenkapitalanteil, unterschritten würde. Die genaue Berechnung hängt von den jeweiligen Anforderungen des Brokers ab. Da wir uns im Beispiel nur 20% des notwendigen Kapitals geliehen haben, ist der Hebel recht gering. Hier müsste bei einer Maintenance Margin Anforderung von 50% der Kurs mehr als 50% einbrechen, damit ein Margin-Call zustande käme1. Nicht unmöglich, aber bei einer Aktie wie Apple auch nicht gerade wahrscheinlich.
Und was ist nun der Vorteil daraus? Mit einem überschaubar höheren Risiko erzielt Herr Cashflowprofi bei gleichem Kapitaleinsatz wie Frau Nummersicher eine doppelt so hohe Rendite (abzgl. Zinszahlungen, welche aber bei Haltedauern von wenigen Tagen oder Wochen nicht stark ins Gewicht fallen).
Fazit:
Ein (nicht anderweitig abgesicherter) Naked Put birgt höhere Verlustrisiken, da nicht ausreichend Kaufkraft für den Erwerb der Aktien vorhanden ist, und man damit bei einem Kurseinbruch die Kontrolle darüber verliert, wann die Aktien verkauft werden. Der Cash-Secured Put ist eine Möglichkeit für den Cashflow-orientierten Stillhalter, dieses Risiko durch ausreichende Kaufkraft zu begrenzen. Damit ist sein Verlustrisiko nicht anders, als das einen Aktienanlegers, der die gleichen Aktien kauft.
Der Options-Profi wird zu Recht darauf hinweisen, dass sich ein Naked Put anderweitig absichern lässt, und auch immer die Möglichkeit besteht, den Put vorzeitig mit Verlusten zurückzukaufen bzw. zu rollen. Das ist natürlich korrekt, erfordert jedoch mehr Know-How und ein aktiveres Management der Position. Daher ist für Options-Einsteiger oder für Aktienanleger auf der Suche nach Renditeoptimierung der Cash-Secured Put die sicherere Wahl.
Ob zusätzlich von der Margin Gebrauch gemacht wird, ist es eine Frage des persönlichen Risiko-Rendite Appetits. Mit der Cashflow mit Optionen-Strategie kann jeder frei entscheiden, wie viel Risiko er oder sie bereit ist, einzugehen. Dabei sollte man die Kaufkraft nie vollends ausreizen, um stets einen angemessenen Puffer für weitere Kursverluste zu haben. Mehr dazu im entsprechenden Strategie Beitrag zum Handel mit Margin.
Wer verkauft (Cash-Secured) Puts und warum?
Es gibt verschiedene Optionsstrategien, bei welchen der Verkauf von Puts ins Spiel kommt. Um die unterschiedlichen Zielsetzungen beispielhaft zu veranschaulichen, nutze ich drei Stereotypen von Put-Verkäufern. Dies ist natürlich eine vereinfachte Darstellung, die der Verständlichkeit des Sachverhalts dienen soll.
Wenn du bereits den Beitrag zum Covered Call gelesen hast, wirst du erkennen, dass es sich um dieselben Typen von Stillhaltern handelt. Hier geht’s gleich zum Fazit.
Typ #1: Der Optionstrader
- Er ist primär darauf aus ist, durch den aktiven Handel (Verkauf & Rückkauf) mit Optionen Geld zu verdienen.
- Er hat nicht vor, die den Optionen zugrunde liegenden Aktien zu erwerben.
- Es ist ihm daher aus fundamentaler Sicht egal, auf welche Aktie er Optionen handelt, solange seine Tradingkriterien im Hinblick auf Gewinnchance und Rendite erfüllt sind.
- Er geht von einer wahrscheinlichen Auf- oder Seitwärtsbewegung des Aktienkurses aus, wodurch er seine Option günstiger zurückkaufen könnte, als er sie verkauft hat.
- Er nutzt meist komplexere Optionsstrategien (z.B. Spreads), um sich gegen höhere Verluste abzusichern, und legt im Vorfeld fest, wann er Gewinne mitnimmt oder Verluste begrenzt.
- Er hält Optionen (fast) nie bis zum Verfall, so dass ihm Aktien selten bis nie zugewiesen werden.
Für die Strategie des Optionstraders ist ein Regelwerk entscheidend, welches sicherstellt, dass er mit den gewinnenden Trades auf Dauer mehr einnimmt, als er mit den verlierenden Trades abgibt. Hier werden oftmals Indikatoren herangezogen, um die Aktie und den Zeitpunkt des Optionsverkaufs zu bestimmen. Auch sind von vornherein definierte Gewinnziele und Verlustgrenzen pro Trade erfolgsentscheidend.
Da die Aktien jedoch nicht gehalten werden sollen, ist eine Fundamentalanalyse der Aktien eben so wenig relevant wie das Bereithalten von Kapital für den Aktienkauf. Im Gegenteil, der Optionstrader wird seine Margin (in Form von Naked Puts) in der Regel in Anspruch nehmen, um seine Rendite zu optimieren, während er sein Risiko anderweitig absichert.
Typ #2: Der Aktieninvestor
- Er ist primär darauf aus ist, die zugrundeliegenden Aktien zu erwerben.
- Er nutzt Put-Optionen als „Mittel zu Zweck“ um die Aktien mit Abschlag zum aktuellen Kurs zu erwerben.
- Er hält seine Optionen in der Regel bis zum Verfall, und schreibt ggf. gleich neue Optionen, wenn die vorigen wertlos verfallen.
- Das wiederholt er so lange, bis er die Aktien zum gewünschten Kaufkurs erworben hat.
- Ein Risiko, das er eingeht, ist dass die Aktien stark ansteigen, ohne dass er die Gelegenheit hatte, sie zugewiesen zu bekommen (Opportunitätskosten).
Beim Aktieninvestor geht es um den Erwerb einer bestimmten Aktie zu einem definierten Kurs – die Optionsprämie ist die „Entschädigung“ dafür, das Kapital für den Erwerb der Aktien bereitzuhalten. Damit verkauft der Aktieninvestor „per Definition“ nur Cash-Secured Puts.
Dieser besondere Stillhaltertyp hofft auf eine vorübergehende Schwankung des Aktienkurses unterhalb des Basispreises, um die Aktie zu seinem Wunschkurs erwerben zu können. Langfristig betrachtet beruht der Erfolg dieser Strategie aber (fast nur) auf der weiteren Entwicklung des Aktienkurses, weshalb die Auswahl der Aktie aus fundamentaler Sicht entscheidend ist.
Typ #3: Der Cashflow-Stillhalter
- Er ist primär darauf aus ist, über die Optionsprämie regelmäßigen Cashflow zu erzeugen.
- Er ist nicht auf den Erwerb der Aktien aus, dennoch in der Regel auch nicht abgeneigt, die Aktien zu erwerben, sollte sich der Aktienkurs unter den Basispreis begeben.
- Er kauft daher Optionen meist nicht vorzeitig zurück, um eine Aktienzuteilung zu verhindern, und schreibt dafür nur Optionen auf solche Aktien, die er auch bereit ist, zu besitzen.
Cashflow-orientierte Stillhalter, wie Frau Nummersicher und Herr Cashflowprofi aus dem vorherigen Beispiel, handeln auf einem Spektrum irgendwo zwischen Optionstrader und Aktieninvestor. Es gibt natürlich nicht nur eine Cashflow-Strategie mit Optionen. Was die meisten Strategien gemeinsam haben ist, dass der gelegentliche Erwerb der Aktien Teil der Strategie ist (anders als beim Trader), wobei die Rendite maßgeblich von den Prämien herrührt (anders als beim Aktieninvestor).
Die Aktie spielt also durchaus auch aus fundamentaler Sicht eine wichtige Rolle, wobei der Haltehorizont kürzer ist, als beim langfristig orientierten Aktieninvestor. Um die Aktie bei Ausführung der Option auch kaufen zu können, sollte der Cashflow-orientierte Stillhalter ausschließlich Cash-Secured Puts schreiben. Je nach Risiko- und Renditeappetit kann ein Cash- oder Margin-Account genutzt werden, um von zusätzlicher Kaufkraft zu profitieren.
Fazit:
Der Cash-Secured Put ist nur für Stillhalter sinnvoll, zu deren Strategie es gehört, Aktien tatsächlich zu erwerben, wenn der Kurs unter den Basispreis fällt. Das ist der Fall beim Aktieninvestor und in aller Regel auch beim Cashflow-orientierten Stillhalter. Wer hingegen ohnehin beabsichtigt, seinen Put (möglichst mit Gewinn) vorzeitig zurückzukaufen, der erzielt mit einer effektiven Trading-Strategie höhere Gewinne mit Naked Puts, die er mit anderen Methoden absichern kann.
Cashflow mit Optionen ist eine Cashflow-orientierte Stillhalterstrategie, bei welcher der regelmäßige Erwerb von Aktien Teil des Plans ist. In der Rubrik Strategie erfährst du, wie auch du monatlich mit geringem Zeitaufwand und kontrolliertem Risiko regelmäßiges Einkommen erzielen kannst.

(Bild: Pixabay, Gerd Altmann)
Vor- und Nachteile des Cash-Secured Puts
Ein ausgezeichnetes Risiko-Rendite Verhältnis
Die Chancen und Risiken von Optionen aus Sicht von Käufer und Verkäufer wurden in einem anderen Beitrag ausführlich beschrieben. An dieser Stelle möchte ich speziell auf den meines Erachtens größten Vorteil des Cash-Secured Puts eingehen: das außergewöhnlich gute Risiko-Rendite Verhältnis.
Ich bin selbst ein überzeugter langfristig-orientierter Aktieninvestor, der insgesamt eine sehr diversifizierte Anlagestrategie fährt (neben Aktien haben auch Gold, Silber, P2P Kredite, Kryptowährungen, Immobilienbeteiligungen und Cash in verschiedenen Währungen einen Platz im Portfolio). Dennoch konnte ich bislang mit keiner dieser Anlageklassen so regelmäßig und verhältnismäßig risikoarm eine so gute Rendite erzielen, wie mit dem Verkauf von Optionen.
Der Aktienmarkt (gemessen am MSCI World) hat zwischen 1970 und 2018 im Schnitt ca. 9%2 pro Jahr zugelegt. Aus eigener Erfahrung und Recherche3 kann man das als Cashflow-Stillhalter noch toppen. Man geht dabei dasselbe Risiko ein, wie ein Buy & Hold Investor, und erzeugt kontinuierlich positiven Cashflow in fast allen Marktlagen.
Während man als Buy & Hold Investor auf steigende Kurse angewiesen ist, verdient man als Stillhalter gerade auch in sich seitwärts bewegenden Märkten. Vor einem Börsen-Crash ist man zwar auch als konservativer Stillhalter nicht gefeit – aber das ist vom ETF-Anleger bis zum langfristigen Value- oder Growth-Investor niemand, der am Aktienmarkt investiert. Der beste „Schutz“ gegen einen Aktienmarkt-Crash bleibt immer noch ein langfristiger Anlagehorizont und eine gute Kapitalallokation.
Schauen wir uns an dieser Stelle einige konkrete Beispiele von Put Optionen und deren auf das Jahr hochgerechneten Renditen an. Alle nachfolgenden Optionen haben eine Restlaufzeit von 1-3 Wochen. Der Basispreis wurde zur besseren Vergleichbarkeit jeweils im Bereich eines Deltas von -0.20 und -0.25 gewählt. Die Optionen unterscheiden sich durch die (implizite) Volatilität der zugrunde liegenden Aktien. Je höher die Volatilität, desto höher das Risiko und ebenso die Rendite.
Beispiele von Cash-Secured Put Renditen auf Aktien verschiedener Volatilität
(Bild: eigene Tabelle, Daten von Januar & Februar 2021)
* Jahresrendite vor Steuern und Gebühren: (Prämie / Basispreis) / Laufzeit x 360
Die allgemeine Marktvolatilität (z.B. gemessen am VIX4, dem Volatility Index) sowie aktienspezifische Faktoren (z.B. ein anstehender Earnings Release) können mitunter zu starken Schwankungen der impliziten Volatilität und damit Renditen führen (mehr darüber im Beitrag zur Bewertung von Optionen).
Folgende Angaben sind demnach als grobe Daumenregel zu betrachten, um ein Gefühl dafür zu geben, welche Prämienrendite man rund um Delta -0.2 mit dem Verkauf von Puts erzielen kann:
Bei etablierten, stabilen Konzernen mit unterdurchschnittlicher Volatilität („Blue-Chips“) liegen Jahresrenditen oft im unteren zweistelligen Bereich (grün= moderates Risiko).
Bei wachstumsorientierten Großunternehmen mit erhöhter Volatilität steigen die Renditen in den mittleren zweistelligen Bereich (gelb= mittleres Risiko).
Bei neuen oder kleineren Unternehmen, oftmals „Small-Caps“ oder „Medium-Caps“, welche z.B. erst kürzlich einen Börsengang hinter sich haben, oder welche anderweitig mit großen Unsicherheiten behaftet sind, liegt die implizite Volatilität oft über 100% und Renditen liegen im hohen zweistelligen oder sogar im dreistelligen Bereich (orange= hohes Risiko).
Anhand dieser Beispiele erkennt man, dass man selbst mit verhältnismäßig überschaubarem Risiko zweistellige Renditen erzielen kann. Statistisch wird man bei Delta -0.2 im Schnitt bei einer von fünf Optionen die Aktien kaufen müssen; bei den restlichen vier Optionen steckt man einfach die Prämie ein. Der gelegentliche Erwerb der Aktien zum Basispreis ist bei den meisten Cashflow-Strategien nicht unerwünscht, sondern Teil des Plans: hat man erst einmal die Aktien, gibt es Möglichkeiten, weiter Cashflow zu generieren, z.B. mit Covered Calls, womit sich sehr ähnliche Rendite erzielen lassen.
Aber kann auch etwas so richtig schief gehen? Damit befassen wir uns im nächsten Abschnitt.
Hohes Verlustrisiko: was kann schief gehen?
Grundsätzlich ist das „Worst Case“ Szenario für den Stillhalter, der Cash-Secured Puts schreibt und bei Zuweisung die Aktien kauft, dasselbe wie für den Buy & Hold Investor, der die entsprechenden Aktien hält. Stürzt der Kurs dramatisch ein und kommt „nie“ wieder hoch, drohen hohe Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Vorteile gegenüber dem Buy & Hold Investor hat man dennoch auch in diesem Fall: nehmen wir an, ein Investor kauft 100 Aktien am 1. Juni für $55 (=$5‘500 Kapital). Der Stillhalter schreibt am 1. Juni einen Cash-Secured Put mit Laufzeit bis 30. Juni und Basispreis $50. Dafür erhält er $125 Prämie. Nehmen wir an, die Aktie fällt bis 30. Juni unter $50 und stürzt später auf $25 ab, aus Gründen, die beide Anleger dazu bewegen, die Aktie zu verkaufen. Damit ergibt sich folgende Verlustrechnung:
Verlust Investor: 100 x ($25 – $55) = -$3‘000 (-55%)
Verlust Stillhalter: 100 x ($25 – $50) + $125 = -$2‘375 (-48%)
Unter dem Strich ergeben sich für beide erhebliche Verluste, wenn der Kurs einer Aktie massiv einknickt und sich nicht mehr erholt. Dennoch verringert der Stillhalter sein Risiko durch den Kursabschlag zwischen Basispreis aktuellem Kurs, sowie durch die Prämie.
Fünf Schritte zum Schutz gegen (größere) Verluste
Das Risikoprofil des Cashflow-orientierten Stillhalters ist also sehr ähnlich wie das eines Aktienanlegers. Nachfolgend geht es um fünf Maßnahmen, die dem Stillhalter helfen, diese Risiken zu kontrollieren. Es ist wichtig hervorzuheben, dass Verluste dadurch nicht ausgeschlossen werden können. Die Höhe und Wahrscheinlichkeit von Verlusten kann aber deutlich systematisch und reduziert werden:
- Sorgfalt bei der Aktienauswahl: es sollten nur Aktien gehandelt werden, die man sich zum entsprechenden Kurs auch als Anleger mittel- bis langfristig ins Depot legen würde. Dabei ist auf die eigene Risikobereitschaft zu achten. Sind Titel mit regelmäßigen 5-10% Kursschwankungen pro Tag okay, oder sollen es lieber weniger volatile „Blue Chip“ Aktien sein? Das Risiko eines erheblichen Kurseinsturzes ist zwar nie null, die Wahrscheinlichkeit ist aber bei volatilen Growth-Aktien definitiv höher, als bei etablierten Großkonzernen.
- Ausreichende Diversifizierung: keine Einzelposition sollte einen zu großen Anteil des Gesamtportfoliowertes ausmachen. Außerdem sollte man darauf achten, dass man nicht ausschließlich auf Aktien eines bestimmten Industriesektors Optionen schreibt. So vermeidet man, dass industrieweite Risiken nicht massiv das Gesamtportfolio beinträchtigen (beispielsweise sollte man nicht nur Tech-Aktien oder Tourismus-Aktien haben). Wie sehr man diversifizieren kann hängt gerade im Optionshandel auch etwas von der Portfoliogröße ab. Ein Minimum von 5 Positionen ist zu empfehlen (persönlich finde ich bei größeren Konten 8-10 Titel noch besser).
- Exit Strategie festlegen: ob Stopp-Loss oder nicht, man sollte im Vorfeld festlegen, unter welchen Umständen man die Reißleine zieht, und Verluste realisiert. Viele Langzeitinvestoren setzen bei ihren Investitionen keinen Stopp-Loss: sie verkaufen dann, wenn sich ihre Einschätzung zum Unternehmenswert ändert. Wenn man eine Aktie zum aktuellen Kurs nicht mehr kaufen würde, ist das ein guter Hinweis dafür, dass ein Verkauf sinnvoll sein könnte. Wer ein festes Stopp-Loss bevorzugt, der sollte diesen nicht als automatische Order hinterlegen, da der Call zunächst (mit Gewinn) zurückgekauft werden sollte, bevor die Aktien verkauft werden. Verkauft man die Aktien zuerst macht man aus einem Covered Call einen Naked Call.
- Ausreichende Prämienrendite: die Rendite jeder verkauften Option sollte es das Risiko wert sein, die Verpflichtung einzugehen. Man darf nicht davon ausgehen, dass alles nach Plan läuft. Möchte man im Schnitt eine Jahresrendite von 10-20% erzielen, sollte man bei einzelnen Trades eine höhere Prämienrendite anpeilen. Dadurch wird ein Puffer gebildet, falls zeitweise keine oder niedrigere Renditen erzielt werden, bzw. ein Trade mit Verlust geschlossen werden muss.
- Unberechenbare Ereignisse vermeiden: sofern möglich sollten keine Optionen verkauft werden, in deren Laufzeit bekannte Ereignisse stattfinden, welche den Aktienkurs maßgebend beeinflussen könnten. Ob ein vierteljähriger Earnings Call, ein Gerichtsentscheid oder eine angekündigte Auktion: alles, was zu einer kurzfristig drastischen Kursänderung führen könnte, gilt es zu vermeiden, wenn man auf Risikoreduzierung aus ist – und zwar trotz der saftigen Prämienrenditen, welche mit solchen Ereignissen in der Regel einhergehen.
Im Rahmen der Cashflow mit Optionen–Strategie gehe ich noch einmal vertiefend auf jeden dieser Punkte ein.
Fazit:
Das Risiko beim Cash-Secured Put liegt im Besitz der Aktien. Dementsprechend ist es nicht überraschend, dass die Absicherungsmethoden ähnlich sind, wie bei einem Aktienanleger. Zusätzlich sollte der Cashflow-orientierte Stillhalter darauf achten, dass er stets eine ausreichende Prämienrendite erzielt, welche es ihm trotz zu erwartender Rücksetzer ermöglicht, seine Zielrendite im Durchschnitt zu erreichen. Zur Risikoreduzierung sollten bekannte Ereignisse mit großem Kursvolatilitätspotenzial während der Optionslaufzeit gemieden werden.
Erhöhter Kapitalbedarf: ein vermeintlicher Nachteil
Oftmals werden Optionen als eine Möglichkeit dargestellt, mit wenig Kapital viel zu verdienen. Der geringe Kapitalbedarf trifft allerdings vorwiegend auf Trading-Strategien zu, bei denen das Kaufen bzw. Halten der Aktien nicht Teil der Strategie ist. Wie in diesem Beitrag bereits beschrieben wurde, braucht z.B. der Käufer eines Calls nur einen Bruchteil des Kapitals eines Aktienkäufers, und kann dennoch 1:1 von Kursgewinnen profitieren.
Bei Cashflow-Strategien sieht das anders aus. Ist der (vorübergehende) Besitz von Aktien Teil der Strategie, erfordert das naturgemäß mehr Kapital. Wie viel Kapital man mindestens haben sollte, um als Cashflow-Stillhalter tätig zu werden, hängt von einigen Faktoren ab wie:
welche Aktien man handeln möchte (je höher der Aktienkurs, desto höher der Kapitalbedarf, da immer 100 Aktien pro Option gehandelt werden)
welche Diversifizierung man haben möchte (sprich wie viel verschiedene Positionen möchte man zu jeder Zeit mindestens haben)
ob man ein Margin-Account verwenden möchte, oder nicht (nutzt man Margin, halbiert sich in der Regel der Eigenkapitalbedarf, aber das Risiko verdoppelt sich analog)
Wie man sieht bedeutet zu wenig Kapital im Umkehrschluss zu viel Risiko. Bei niedrigem Eigenkapital ist man bei der Aktienauswahl eingeschränkt, kann nicht ausreichend diversifizieren, und muss ggf. Margin in Anspruch nehmen, um überhaupt genügend Kaufkraft aufzubringen.
Darüber hinaus kommt noch ein weiterer Nachteil hinzu, wenn man aufgrund niedrigen Kapitals auf Aktien mit geringen Kursen beschränkt ist: eine geringere Rendite. Broker berechnen eine fixe Gebühr pro Option. Bei CapTrader sind das bei US-Optionen aktuell $3,50 (unter den deutschen Anbieter mit der Günstigste). Diese Gebühr fällt bei Aktien mit niedrigen Kursen (und dementsprechend niedrigeren Prämien) prozentual bedeutend stärker ins Gewicht. Je kürzer die gehandelten Laufzeiten, desto mehr nagt die Gebühr zudem an der Rendite.
Bei 30% Jahresrendite (vor Gebühren) und einer Optionslaufzeit von einem Monat wäre die Prämie einer $100 Aktie $250 pro Kontrakt, bei einer $10 Aktie entsprechend $25. Damit reduziert die Gebühr bei der $100 Aktie die Jahresrendite lediglich um -0,42% (auf 29.58% = ($250 – $3.50) / 30 x 360 / $10‘000), während sie die Jahresrendite der $10 Aktie um ganze 4.2% (auf 25.8% = ($25 – $3.50) / 30 x 360 / $1‘000) reduziert. Handelt man mit noch kürzeren Laufzeiten (z.B. eine Woche) wird die Auswirkung noch gravierender: bei der $100 Aktie bleiben immer noch 28.2% Jahresrendite (-1,8%), während es bei der $10 Aktie nur noch 12% Jahresrendite sind (-18%)!
Fazit: ein zu geringes Startkapital erhöht nicht nur das Risiko, sondert vermindert auch noch die Rendite!
Wieviel Startkapital sollte man also mitbringen?
Ich kann hier nur meine persönliche Meinung geben, danach sollte sich jeder seine eigene bilden. Hier geht es zu einem Beitrag, in dem du schnell herausfinden kannst, ob Cashflow mit Optionen für dich geeignet ist. Eine der Grundvoraussetzungen ist ein Eigenkapital von mindestens $10‘000. Mehr Flexibilität bietet eine Kaufkraft ab $20‘000.
Warum $10‘000 als Minimum? Damit lassen sich 3-4 Positionen mit Aktien mit einem Kurs zwischen $20-$40 handeln (im Schnitt $33 bei 3, oder $25 bei 4 Positionen). Für mich sind 3-4 Positionen das absolute Minimum an Diversifizierung. Lieber sind mir 5-6 Positionen (ab $20‘000), oder sogar 6-8 Positionen bei noch größeren Konten. Ein Kurs von $20-40 stellt sicher, dass es genügend interessante Aktien zur Auswahl gibt, und dass gleichzeitig die Ordergebühren pro Option die Rendite nicht zu stark beeinträchtigen.
Wer das nötige Kapital noch nicht beisammen hat, der kann die Zeit nutzen und schon einmal in einem sogenannten Paper-Account üben. Das ist ein Demo-Konto, wo mit fiktivem Geld gehandelt werden kann. Viele Broker wie auch CapTrader bieten ein solches Konto vollkommen kostenlos an (mehr dazu hier).
ACHTUNG: sämtliche Inhalte dieser Seite stellen keine Anlageberatung oder -empfehlung dar. Das Handeln mit Aktien und Optionen ist mit erheblichen Risiken behaftet. Mehr dazu hier.
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Weitere Artikel, die dich interessieren könnten:
Fußnoten:
1. Berechnung der Maintenance Margin (sapling.com)
2. MSCI World Performance 1970-2018 (ystat.org)
3. Verschiedene Erfahrungsberichte über Renditemöglichkeiten mit Stillhalterstrategien (Passive Income 24, Geldschnurrbart, Mission Cashflow, Finanzmixerin
4. CBOE Volatility Index (VIX) (cboe.com)
Wissen
Lerne gezielt und ohne Umschweife, was du über Optionen wissen musst, um als Stillhalter erfolgreich zu sein.
- Ziele: Finde heraus, ob und wie auch du als Cashflow-Stillhalter deine persönlichen Finanzziele erreichen kannst.
- Strategie: Erfahre Schritt für Schritt, wie du als Stillhalter bei kontrolliertem Risiko hohe Renditen erzielen kannst.
- Umsetzung: Profitiere von praktischen Tipps und Tricks, die dir tagtäglich bei der konsequenten Umsetzung helfen.
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